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Nach dem Trainerwechsel bei YBDer Traum des Joël Magnin – und welche Frage er nicht mag

Zwölf Spiele bleiben Joël Magnin, um die schlingernden Young Boys wieder auf Kurs zu bringen.

Es ist trotz allem immer noch ein grosses Spiel. Wenn am Sonntag der FC Basel im Wankdorf gastiert, lässt das in und um Bern herum keine Fussballseele kalt. Selbstverständlich ist das Stadion ausverkauft – ungeachtet der Baisse Basels, ungeachtet der ungewohnten Unruhe bei YB.

Drei Spiele en suite haben die Berner verloren, nur einen Punkt liegen sie noch vor dem zweitplatzierten Servette. Das hat Raphael Wicky am Montag den Job gekostet. Weshalb gegen den FCB mit Joël Magnin ein neuer Mann an der Seitenlinie stehen wird.

Wobei auf den 52-jährigen Neuenburger im Zusammenhang mit YB die Bezeichnung neu kaum zutrifft. Er sagt von sich: «Ich stehe für mutigen Offensivfussball, für die YB-DNA.» Diese hat Magnin verinnerlicht, 14 Jahre ist er – mit Unterbrüchen – schon als Nachwuchscoach in Bern tätig.

Nun also steht der Förderer und Krampfer im Hintergrund plötzlich auf der grossen Bühne.

Der Trainer als Zuhörer

Der Anruf von Christoph Spycher und Steve von Bergen am Montag habe ihn sehr gefreut, sagt Magnin. «Ich war zwar überrascht, aber es war eine schöne Überraschung.» Zumindest ein kleines Déja-vu ist es für den Romand: Im Frühjahr 2013 assistierte er Bernard Challandes, nachdem dieser YB nach der Entlassung von Martin Rueda übernommen hatte. Es waren andere Zeiten, die Berner beendeten die Saison auf Rang 7 – Hohn und Spott waren ihnen einmal mehr gewiss. Vom Meistertitel wagte kaum jemand zu träumen.

Nun ist YB nach wie vor Leader der Super League, was in diesen Tagen gerade etwas vergessen gehen kann. Und Magnins Aufgabe ist klar: Er soll das schlingernde Boot wieder auf Kurs bringen und den Titel verteidigen.

Nur braucht er dafür eine intakte Mannschaft, und in diesem Bereich setzte er in den letzten Tagen mit vielen Gesprächen an. «Nach den jüngsten Auftritten befinden sich die Spieler mental nicht in der besten Verfassung», sagt Magnin. Er wollte deshalb von ihnen hören, was ihnen fehlt, was sie in den letzten Wochen vermisst haben und was sie sich wünschen. «Diese Bindung zwischen Trainer und Spieler hinzubekommen und Vertrauen aufzubauen, ist sehr wichtig.»

Es ist kaum davon auszugehen, dass er nun alles über den Haufen werfen wird. Weil das so ziemlich das Schlechteste wäre, was er dieser verunsicherten Mannschaft antun könnte. Viel eher setzt Magnin auf einfache Dinge; in den Trainings liess er etwa die Stürmer oft zum Abschluss kommen, damit sie mit kleinen Erfolgserlebnissen wieder Vertrauen schöpfen können. Allerdings hat Magnin den Spielern bei allem Verständnis auch klargemacht, was er von ihnen erwartet: Sie sollen Verantwortung übernehmen.

Die Spieler in der Pflicht

Leadership? Damit war es bei den Young Boys in den letzten Wochen nicht weit her. Jeder schien mit sich beschäftigt, kaum einer ging voran. Die Abgänge von diversen Führungsspielern im letzten Sommer und im Winter haben grosse Lücken hinterlassen.

«Ja, es ist diesbezüglich Platz im Team frei geworden, aber diesen Platz können andere Spieler einnehmen», sagt David von Ballmoos. Nur sei das eben ein längerer Prozess. Und da sieht der Goalie nun auch eine Chance: «Wenn es holpert, kannst du dich entwickeln.»

Die Kritik am Team sei durchaus berechtigt, hält derweil Fabian Lustenberger fest. «Und dieser stellen wir uns auch. Aber wir tun gut daran, nicht alles schlechtzureden, was in letzten Jahren gut gemacht wurde.»

Und so geloben die beiden Spieler, nun stehe das Team in der Pflicht. «Nicht jeder Spieler ist auf dem Niveau, auf dem er sein könnte», sagt Lustenberger. Es wird interessant sein, zu sehen, ob sich die Berner als Kollektiv wieder aufbauen können.

Von Ballmoos jedenfalls zweifelt nicht daran, dass der Coach die richtigen Worte dafür finden wird. Er kennt Magnin bestens aus gemeinsamen Zeiten bei der U-21. Sehr direkt sei dieser in seiner Art. «Und über seine taktischen und technischen Fähigkeiten müssen wir nicht diskutieren, er hat einen grossen Erfahrungsschatz.»

Xamax, Zürich, YB – und dann?

Nicht überall löste Interimslösung Magnin Begeisterungsstürme aus. Denn: Als die Young Boys vor zwei Jahren David Wagner entliessen und mit Matteo Vanetta ebenfalls auf eine interne Lösung setzten, ging das schief: YB gewann mit ihm nur vier von elf Spielen. Entsprechend steht Magnin unter besonderer Beobachtung.

Doch auch wenn schon feststeht, dass er im Sommer zur U-21-Mannschaft zurückkehren wird, können die kommenden zwölf Spiele für ihn eine grosse Chance sein. Auf die Fragen nach seinen Zielen als Coach hat Magnin jedoch nicht sonderlich Lust.

Schon einmal versuchte er es in der Super League. Nach nur sechs Siegen in 31 Spielen wurde er bei Xamax entlassen. Diese Massnahme verfehlte ihre Wirkung, die Neuenburger stiegen 2020 gleichwohl ab – ihnen fehlte schlicht die Qualität für die höchste Liga.

Ein halbes Jahr später zog es Magnin zum FC Zürich, bei dem er Massimo Rizzo assistierte. Nach 22 Spielen und nur Rang 8 war für das Duo ebenfalls Schluss. Rizzo, mittlerweile Trainer der U-18-Nationalmannschaft, fand jüngst gegenüber Blue Sport nur lobende Worte für Magnin. Dieser sei akribisch, stets gut vorbereitet und überzeuge durch seine ruhige Art.

«Die Erfahrung, die ich in der Super League gesammelt habe, hilft mir jetzt sehr», sagt Magnin. Und doch will er keine Parallelen ziehen. «Bei YB arbeiten viele fähige Leute, die mich bei dieser grossen Aufgabe unterstützen. Das ist der Unterschied zu einem kleineren Club wie Xamax, der über weniger Mittel verfügt.»

Sein Traum sei, mit YB den Titel zu verteidigen, sagt Magnin. Über andere Träume mit Fussball-Bezug legt er den Mantel des Schweigens. Im Wissen darum, wie schnelllebig dieses Business ist.

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