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Betrugsvorwurf am BrettWas hinter dem Schach-Streit um Superstar Magnus Carlsen steckt

Handshake zum Start, unrühmliches Ende: Magnus Carlsen (links) mit seinem jungen Widersacher Hans Niemann in St. Louis.

Konfusion und Aufruhr in der Welt des Schachsports. Der Norweger Magnus Carlsen, Weltmeister seit 2013, hat sich Anfang Woche überraschend aus dem Sinquefield Cup in St. Louis (USA) zurückgezogen, seither schiessen die Spekulationen ins Kraut. Im Fokus steht ein Betrugsverdacht gegen seinen Gegner in der 3. Runde, den Amerikaner Hans Niemann. Dieser hatte ihn auf fast sensationelle Weise bezwungen und damit erstmals in seiner Karriere die Marke von 2700 Elo-Punkten durchbrochen. Mit der Elo-Zahl wird im Schach die Stärke eines Spielers bewertet.

Carlsen ist mit 2856,3 Punkten die Nummer 1 der Welt, doch es war gar nicht der norwegische Superstar selbst, der von Betrug sprach. Vielsagend allerdings postete er auf Twitter ein Video von Fussballtrainer José Mourinho. Darin sagt der Portugiese nach einer Niederlage: «Ich möchte nichts sagen, weil ich sonst grosse Probleme bekomme. Doch ich möchte keine Probleme bekommen.»

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Dafür spekulierte der US-amerikanische Grossmeister Hikaru Nakamura als Beobachter des Anlasses im Chess Club St. Louis umso wilder. Auf seinem Youtube-Kanal sagte er: «Ich denke, dass Magnus glaubt, dass Hans vielleicht betrogen haben könnte.» Beweise für diese Aussage hat Nakamura keine, er begründet seinen Verdacht aber so: «Hans hat einen schnellen Aufstieg hinter sich, der ausserhalb der Norm ist.»

Bemerkenswert am ungleichen Duell mit Carlsen war, wie gut vorbereitet Niemann auf den Superstar war. Im vierten Zug bewegte der Norweger überraschend einen Bauer auf g3, doch der Amerikaner liess sich von der ungewohnten Eröffnung nicht überrumpeln. Und als er in der Schlussphase des engen Spiels den Springer rückwärts zog, staunte das Fachpublikum genauso. Niemann brachte Carlsen durch sein Spiel auch zeitmässig in Bedrängnis. Zwischenzeitlich lag er zwölf Restminuten vor dem prominenten Gegner.

Kann sich ein Schachspieler irren?

Zur Erklärung gab Niemann an, er habe bei der Vorbereitung fast zufällig ein Spiel von Carlsen aus dem Jahr 2018 in London studiert, in dem dieser auf den g3-Zug setzte. Tatsächlich aber, fanden Beobachter heraus, hat es dieses Spiel nie gegeben. Hingegen verwendete Carlsen den Zug an einem Schnellschach-Turnier ein Jahr später in Indien.

Bloss ein Fauxpas? Bei Schachspielern, die sich sonst alles merken können? Oder hat Niemann etwa Kenntnis von Carlsens Analysen oder während der Runde sogar Hilfe von aussen oder einem Computer bekommen?

Bevor am Dienstag in St. Louis die 4. Runde begann, wurde Niemann mit Sensoren abgetastet. Die Turnierleitung entschied zudem, dass das Spielgeschehen ab sofort mit 15-minütiger Verspätung übertragen wird. Laut Medienberichten waren diese Massnahmen Carlsen nicht genug, woraufhin er sich zurückzog und heim nach Europa flog.

Niemann nennt die Vorwürfe, die nun gegen ihn geäussert werden, «einen gezielten, koordinierten Angriff gegen mich, das ist unfair. Schaut euch doch einfach meine Partien an.»

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Der 19-jährige Kalifornier mit Wurzeln in Dänemark ist ein Schachspieler der jungen Generation. Auf dem Gaming-Portal Twitch betreibt er einen eigenen Kanal, der dank der Corona-Pandemie kräftig User anzog und zum wichtigsten Schach-Kanal wurde. Schon bevor Niemann im Januar 2021 Grossmeister wurde, gab es Unregelmässigkeiten. So wurde er bereits zweimal von der Spielerseite von chess.com verbannt, beide Male wegen Betrugs: Ein Freund sagte die Computerzüge an, Niemann führte sie aus. Er gestand: «Ich wollte ein höheres Rating, stärkere Gegner, also habe ich betrogen.»

Von der Millionentour ausgeschlossen

Nach dem Rencontre mit Carlsen in St. Louis sperrte chess.com nun Niemanns Konto erneut, mit einem kurzen E-Mail, ohne mit ihm Rücksprache zu nehmen. Auch von den Global Championships von chess.com Ende Oktober mit einem Preisgeld von 1 Million Dollar wurde er kurzerhand ausgeschlossen. Niemann wundert sich: «Wieso sagt mir der CEO noch vor kurzem, wir freuen uns darauf, dich bei uns zu sehen, und direkt nachdem ich Magnus geschlagen habe, sperren sie meinen Account und schliessen mich aus?» Auch in den sozialen Netzwerken wird er seither attackiert.

«Es passiert sehr oft, dass Vorwürfe gegen junge Spieler erhoben werden, wenn sie sehr gut spielen. Alle meine Kollegen sind im Grunde paranoid. Ich sage ihnen oft: ‹Kommt schon, Leute. Auch junge Spieler können sehr gut spielen›», mahnte dagegen Lewon Aronian. Der Armenier nimmt selbst am Sinquefield Cup teil und belegte nach der 6. Runde den letzten Platz.

Auch viele weitere Experten haben das Spiel zwischen Niemann und Carlsen inzwischen analysiert und sind von den Betrugsvorwürfen nicht überzeugt. So sagte der Russe Jan Nepomnjaschtschi, 2021 erfolgloser WM-Herausforderer von Magnus Carlsen und ebenfalls in St. Louis dabei, über Niemann: «Sein Spiel war mehr als beeindruckend.» 

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