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Grand-Slam-Champion Jannik Sinner«Ich wünschte, jeder könnte solche Eltern haben wie ich»

Der neue Champion: Jannik Sinner.

Die Tenniswelt freute sich auf einen frischen Grand-Slam-Sieger, nachdem Jannik Sinner im Halbfinal in Melbourne mit einer brillanten Leistung den zehnfachen Champion Novak Djokovic entthront hatte. Doch dann hätte es Daniil Medwedew beinahe wieder geschafft, den Spielverderber zu spielen. Der Russe, ein brillanter Taktiker, überraschte Sinner im Final mit ultraaggressivem Spiel und stürmte in 85 Minuten zu einer 2:0-Satzführung. Sinner wirkte in der Rod-Laver-Arena völlig verloren. Zweieinhalb Stunden später stemmte er nach einem 3:6, 3:6, 6:4, 6:4, 6:3 den Pokal in die Höhe.

Das spektakuläre Endspiel in Melbourne zeigte wieder einmal, was für ein wunderbares Format «Best of 5» ist. Sinner kämpfte sich in die Partie hinein, derweil die Beine von Medwedew immer schwerer wurden. Der 27-Jährige hatte für seinen Weg in den Final fast sechs Stunden mehr gebraucht als sein Gegner – und zweimal einen 0:2-Satzrückstand noch gewendet. Zuletzt am Freitag im Halbfinal gegen den Deutschen Alexander Zverev. Im Final war er der Leidtragende. Wie vor zwei Jahren im Endspiel gegen Rafael Nadal gab er die Partie nach einem 2:0-Satzvorsprung noch aus der Hand.

Ein fairer Verlierer: Medwedew gratuliert Sinner.

So bitter die Niederlage für Medwedew ist, so süss ist der Sieg für Sinner. Der Südtiroler bewies sein Kämpferherz und spielte je länger, desto überzeugender auf. «Ich versuchte einfach, ihn so lange wie möglich auf dem Court zu halten», sagte Sinner. «Er hatte schon so viele Stunden auf dem Platz verbracht. Und ich dachte, je länger es dauert, desto besser für mich.» So kam es dann auch. Waren die Sätze 3 und 4 noch ausgeglichen, holte Medwedew im Finish seine Müdigkeit ein. Am Schluss gewann Sinner einen Punkt mehr: 142 zu 141.

Das Australian Open 2024 steht damit auch im Zeichen einer Wachablösung. Als Erster von den Jungen hatte Carlos Alcaraz den Durchbruch an den Grand-Slam-Turnieren geschafft, mit seinen Titeln am US Open 2022 und in Wimbledon 2023 mit dem Finalsieg über Djokovic. Nun ist Sinner in den erlauchten Kreis der Major-Champions eingetreten. Mit 22 Jahren und 165 Tagen ist er der jüngste Sieger am Australian Open seit Djokovic 2008 – der Serbe war damals 20 Jahre und 250 Tage alt gewesen.

Erster Italiener seit Adriano Panatta 1976

Sinner ist der erste italienische Grand-Slam-Sieger seit Adriano Panatta 1976 in Roland Garros. Was Matteo Berrettini im Wimbledon-Endspiel 2021 gegen Djokovic verpasst hatte, schaffte er nun. Auch interessant ist: Sinner holte seinen ersten Grand-Slam-Titel im 17. Versuch – wie Roger Federer mit 21 in Wimbledon 2003. Der Italiener hat also durchaus noch genug Zeit, eine respektable Karriere zu machen.

Sinner! Sinner! Die italienischen Fans jubeln.

In seiner Siegerrede dankte der strahlende Rotschopf seinen Eltern, die das Spiel zu Hause in Südtirol verfolgten. «Dort, wo sie sind, ist es am Morgen minus 20 Grad», sagte er schmunzelnd. «Da springe ich doch lieber in der Sonne Australiens herum. Ich wünschte, jeder könnte solche Eltern haben wie ich. Ich machte auch andere Sportarten, und sie liessen mich immer das tun, was ich wollte. Ich hoffe, viele andere Kinder haben auch diese Freiheiten.»

Am Pistenrand aufgewachsen, ist Sinner ja auch ein exzellenter Skifahrer. Er war italienischer Juniorenmeister im Riesenslalom, zog dann aber mit 14 von zu Hause aus, um seine Tenniskarriere zu verfolgen. In der Akademie von Riccardo Piatti in Bordighera an der italienischen Riviera wurde er geschliffen. Wie vor ihm schon Djokovic und Ivan Ljubicic. «Da musste ich schnell erwachsen werden, selber kochen und die Wäsche machen», blickte er zurück. «Am Anfang war das schwierig. Aber so reifte ich schnell. Für meine Eltern war es sicher nicht einfach, mich so früh ziehen zu lassen.»

Hommage an die Eltern

Nie hätten ihn seine Eltern unter Druck gesetzt, sagte Sinner. «Das ist wahrscheinlich der Grund, wieso ich heute hier bin. Ich bin ziemlich relaxt, ich spiele einfach gern Tennis. Ich bin ein ganz normaler Mensch, der normale Dinge mag. Sie sind die perfekten Eltern. Ich kenne natürlich nur sie, aber sie sind wirklich grossartig. Und auch mein Bruder, der immer ehrlich zu mir war. Egal, was ich durchmachte.» Sein drei Jahre älterer Bruder Mark ist Feuerwehrausbildner in Südtirol.

Sinner dankte auch seinem Coachingteam mit Darren Cahill und Simone Vagnozzi. Die beiden hatten während des Finals viel zu tun, sprachen ihm immer wieder Mut zu und gaben ihm taktische Tipps. Coaching während der Partie ist ja seit dem US Open 2022 erlaubt. Sonst hätte es Sinner wahrscheinlich nicht geschafft, den Final noch zu drehen.

«Wir probieren, jeden Tag besser zu werden und die verschiedenen Situationen besser zu verstehen. Es ist nicht immer einfach mit mir. Ich bin halt immer noch ein bisschen jung», sagte Sinner entschuldigend. So schlecht machte er es in Melbourne nicht.

Darren Cahill führte bereits zum vierten Mal einen Spieler oder eine Spielerin zu einem Grand-Slam-Titel: nach Andre Agassi, Lleyton Hewitt und Simona Halep. Der 58-jährige Australier, der beinahe auch einmal der Coach Federers wurde, hat die Gabe, die richtigen Dinge zu sagen, ohne sich in den Vordergrund zu drängen. Seit Sommer 2022 gehört er zu Sinners Team.

Dank an den Coach: Sinner umarmt Darren Cahill.

Der Sport habe Glück, mit Alcaraz und Sinner zwei junge, aufregende Spieler zu haben, sagte Cahill nach dem Triumph. Die beiden seien sich auch neben dem Platz sehr ähnlich, bodenständig und liebenswürdig. «Wir haben nun einige sehr gute Persönlichkeiten im Tennis», sagte Cahill. «Und es ist wichtig, dass sie es weiterziehen. Es ist wichtig, dass es Jannik heute geschafft hat. Dass er der jungen Generation vorgemacht hat, bis zum Ende zu kämpfen.»

Medwedew verlor den Humor nicht

Das tat auch Medwedew, doch dem Russen ging am Ende die Luft aus. Obschon er zum fünften Mal einen Grand-Slam-Final verloren hatte – nur am US Open 2021 gegen Djokovic war er durchgekommen –, verlor er seinen Humor nicht. Im Platzinterview sagte er: «Wahrscheinlich haben sie den Fernseher schon abgeschaltet. Aber ich grüsse trotzdem meine Frau Dasha und meine Tochter Alisa zu Hause. Ich hoffe, ich schaffe es das nächste Mal. Ich werde mir noch ein bisschen mehr Mühe geben.»

Und wenn er schon den Titel nicht gewonnen habe, so gehe er zumindest mit seiner Ausdauer in die Geschichtsbücher ein: Die 24 Stunden und 17 Minuten, die er in seinen sieben Matches auf dem Court verbrachte, sind am Australian Open ein Rekord.

Jannik Sinner 
Daniil Medwedew 
0
PTS
0
3
1
6
3
2
6
6
3
4
6
4
4
6
5
3

Match!

Sinner hat es geschafft!

40:30

Matchball für Sinner.

30:30

Der nächste Fehler Sinners.

30:15

Nun aber ein leichter Fehler. Beginnt sein Arm noch zu zittern?

30:0

Noch zwei Punkte fehlen Sinner. Er ist wild entschlossen.

5:3

Der Russe verkürzt auf 3:5. Sinner muss noch einmal zum Titel aufschlagen.

15:40

Medwedew hat noch nicht aufgegeben.

5:2

Sinner holt sich das Game!

40:15

Der Punkt des Turniers geht an Sinner. Medwedew verteidigt sich brillant, doch am Schluss schlägt Sinners Vorhand cross ein.

30:15

Doppelfehler Sinners. Wird er nervös?

30:0

Zwei schnelle Punkte für Sinner.

4:2

Aber jetzt schafft der Italiener das Break!

40:15

Leichter Fehler von Sinner. Was für eine verpasste Chance!

40:0

Medwedew spielt Aufschlag-Volley mit dem Mute der Verzweiflung. Doch sein Volley bleibt im Netz hängen. Drei Breakbälle.

30:0

Jetzt greift Medwedew an und läuft ins offene Messer. Sinners Passierball longline.

3:2

Was für eine Vorhand Sinnners! Longline ins Eck. Er legt wieder vor.

40:15

Stark gespielt von Medwedew, aber die langen Ballwechsel gehen nun fast alle an Sinner.

30:15

Sinner forciert, setzt den Ball longline ins Aus mit der Vorhand. Sofort feuert ihn sein Coach Darren Cahill wieder an.

15:0

Medwedew verteidigt sich gut, doch seine Vorhand ist knapp im Aus.

2:2

Der Russe holt sich das Game relativ einfach. Und kräftesparend.