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Schach-ProblemeFinden Sie die Lösung?

Problem Nr. 4954

Alex Casa (Frankreich), Probleemblad 1953, 1. Preis. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Nach Auffinden der subtilen Verteidigungszüge kann ein klassisches Schnittpunktthema ausgemacht werden.

Lösung an Klaus Köchli, Fontana 1, 6535 Roveredo, Tel. 079 519 58 64, E-Mail: k.koechli@bluewin.ch. Problem Nr. 4954 folgt am Samstag, 9. März.

Lösung Nr. 4953

Jens Künzelmann (Deutschland), Schach 1984, 1. Preis. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In dieser Aufgabe geht es für einmal mehr um die exemplarisch schöne Darstellung einer Problemidee als um das Auffinden eines rätselhaften Inhaltes. Die Chance ist also sehr gross, dass der Löser gleich mit seinem allerersten Versuch auf den Schlüssel stösst. Denn es ist der natürlichste Zug in der Stellung, der die weissen Figuren aktiver werden lässt und dabei gleich drei Mattdrohungen aufstellt:

1. Lc4! droht 2. Te4 matt / Td3 matt / Sb3 matt

1. … Td6 2. Te4 matt; 1. … Dxe5 2. Td3 matt; 1. … Sf2 2. Sb3 matt

Diese drei Verteidigungen reduzieren die dreifache Mattdrohung jeweils auf ein einziges Matt. Wird eine Mehrfachdrohung, mit also drei oder mehr drohenden Matts, durch alle verteidigenden Züge differenziert, haben wir eine Darstellung des Fleck-Themas.

In unserer Aufgabe gibt es zudem noch drei Verteidigungen, die alle Drohungen gleichzeitig parieren. Auf diese sogenannten Totalparaden folgen dann neue Mattbilder. Dies geschieht hier passenderweise wieder auf den gleichen drei Feldern wie bei den differenzierenden Varianten!

1. … Sd6 2. Td5 matt; 1. … Sxe5 2. Lb6 matt; 1. … f2 2. Se2 matt

Entspricht die Anzahl der Drohungen exakt der Anzahl der Totalparaden wie in unserer Aufgabe, haben wir einen Karlström-Fleck.

In unserem überaus eleganten Musterbeispiel kommen noch die Übereinstimmungen der Verteidigungsfelder hinzu, so dass alle sechs thematischen Verteidigungen lediglich auf den drei Feldern d6, e5 und f2 stattfinden. (siehe zum Thema Karlström-Fleck auch die Nr. 4891 von Bakcsi)

Zudem gibt es noch die Unterscheidung, ob bei einem Problem mit dem Fleck-Thema alle spielbaren schwarzen Züge gegen die Mehrfachdrohung verteidigen, was ein gebundener Fleck wäre, oder ob es auch schwarze Züge gibt, die keinen Einfluss auf das Drohspiel haben. Diese weit häufigere Form, die wir auch in unserer Aufgabe haben, wird freier Fleck genannt.

Kommentare: Ein Karlström-Fleck, wie er im Buche steht: Fleck mit drei sehr schönen Totalparaden! (N. Biveroni, Effretikon) Das Fleck-Thema ergänzt durch drei Abwehrzüge, die alle drei Drohungen nach dem Schlüsselzug abwehren. Schwarz muss dann jedoch Matts durch die an der ursprünglichen Drohung nicht beteiligen Springer und Läufer zulassen. Ein reichhaltiges Problem. (W. Weidert, Zürich) Ich betrachte das Fleck-Thema nicht einmal als ein Thema, sondern eher als Darstellungsform. Hier gibt es immerhin drei Totalparaden. (Th. Maeder, Bern) Neben den Differenzierungen hat Schwarz drei Totalparaden. Sehr schön sind die drei Verteidigungspaare auf den Feldern d6, e5 und f2 (R. Wüthrich, Langenthal) Erstaunlich, dass trotz der drei Mattdrohungen nach dem Schlüsselzug Schwarz doch noch drei Züge hat, auf die Weiss mit drei weiteren Zügen mattsetzen muss und dass es bei allen sechs Varianten keine Mattduale gibt. (C. Nordt, Hombrechtikon) Gegen die dreifache Drohung hat Schwarz zwei Verteidigungsmöglichkeiten: entweder widerlegt er sämtliche Matts, aber er erlaubt dadurch drei neue schöne Matts durch Lenkung, Block und Verstellung oder er verhindert turnusgemäss nur jeweils zwei Matts. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Drei Totalparaden. Alle andern schwarzen Abwehrversuche bannen höchstens zwei Drohungen. (R. Schweizer, Neuhausen) Eine recht klare Aufgabe nach Mass für bescheidene Löser. (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Weiss muss das Hauptaugenmerk auf die Beherrschung des Feldes d5 richten. Wenn gleichzeitig eine Mattdrohung aufgebaut werden muss, kommen für diese Aufgabe nur zwei Felder des weissfeldrigen Läufers in Frage. (G. Rusch, Spreitenbach) Äusserst originell, mit einer dreifachen Mattdrohung: diese geniale Komposition ist ein würdiger 1 Preis! (R. Gygax, Genf) Ein sehr leichter Zweizüger (J. Meli, Bern) Dieser Zweizüger hat Spass gemacht und war gut lösbar (B. Wernly, Muri BE)

Weitere richtige Lösungen sandten: D. Friedli, Ostermundigen; Th. Ott, Genf; K. Köchli, Bonstetten.

Lösung Nr. 4952

Cornelis Goldschmeding (Niederlande), Probleemblad 1967, 3. Preis. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Auffällig sind in diesem gut besetzten, aber übersichtlichen Diagramm die beiden Damen am Brettrand, die sich direkt gegenüberstehen und so dieselbe Diagonale kontrollieren. Das Schlagen der Gegnerin bringt aber weder Weiss noch Schwarz einen Vorteil, da beide Damen so gedeckt sind, dass ihre Wirkung nach dem Schlag umgehend erneuert wird:

1. Dxg1? hxg1=D! bzw. 1. … Dxa7 2. Lxa7!

Trotzdem ist die Situation für die schwarze Dame unangenehm, muss sie doch von ihrem Randfeld aus gleich vier mögliche Mattfelder im Auge behalten: g5, g3, e3 und d4. Der weisse Plan besteht nun genau darin, die gegnerische Dame bei ihrer mehrfachen Bewachungsaufgabe zu überlasten. Dies gelingt mit einem unscheinbaren Einleitungszug:

1. Tb3! droht 2. Tb4+ Txb4 3. Sd2 matt (2. … Dd4 3. D oder Txd4 matt)

1. … Sf4 2. Sxg5+! A Dxg5 3. De3 matt B; 1. … Sf3 2. De3+! B Dxe3 3. Sg3 matt C; 1. … Se5 2. Sg3+! C Dxg3 3. Dd4 matt D; 1. … Ld5 2. Dd4+! D Dxd4 3. Sxg5 matt A.

Beim Versuch die vierte Reihe zu verstärken bzw. ein Fluchtfeld auf f3 zu schaffen, verursachen die drei schwarzen Leichtfiguren vier Vorausverstellungen ihrer Dame: In den ersten zwei Varianten wird die zukünftige Deckungslinie zum Mattfeld verstellt, in den beiden anderen die Linien eines rettenden Gegenschachs unterbrochen. Reiht man die Varianten richtig auf, ergibt sich somit ein brillanter, analog motivierter, viergliedriger Zyklus der weissen Fortsetzungen! Ein Meisterwerk.

Dazu die Nebenvarianten

1. … Dxa7 2. Lxa7! (droht 3. Sxg5 / Sg3 matt) Tg2 3. Tb4 matt; 1. … La8, Lb7 2. Tb4+ Tc4 3. DxL matt; 1. … d2 2. D oder Te3+ Dxe3 3. T bzw. Dxe3 matt (ein «Dual minor», also ein tolerierbarer Dual); 1. … Db6 2. Dxb6 usw. und 1. … Dc5+ 2. Dxc5 usw.

Kommentare: Der lupenreine Viererzyklus der 2. und 3. Züge von Weiss ist an sich schon sehr schön, aber die einheitliche Nutzung der schwarzen Verteidigungszüge als Linienverstellungen macht die Aufgabe zu einem erstklassigen Kunstwerk. (N. Biveroni, Effretikon) Viergliedrige Zyklen der zweiten und dritten weissen Züge gibt es wie Sand am Meer. Dieser hier ist aber ein sehr früher, und dank der einheitlichen Vorausverstellungen der schwarzen Dame auch ein sehr schöner. (Th. Maeder, Bern). Ein wunderschönes, schwieriges Problem mit subtiler Drohung und sehr gut harmonierenden Mattführungen in den Hauptvarianten: dank fein erzwungenen Selbstverstellungen wird die schwarze Dame jeweils ausgetrickst und es entstehen dadurch vier prächtige, überraschende Mattbilder. Magnifico! (S. Bomio, Bordighera, ITA) Bemerkenswert, dass jeder zweite Zug zum Mattzug in einem anderen Abspiel wird! Vier fantastische, dualfreie Varianten mit Verstellungsnutzung! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Absolument magnifique! (Th. Ott, Genf) Bedenkenlos kann der Tc3 den Tb2 herausfordern – Schlagen auf der b-Linie ist wegen Sd2 matt tabu. Obwohl in Überzahl und mit drei eigenen Schachdrohungen vermag Schwarz gegen das perfekte Zusammenspiel der weissen Figuren nichts auszurichten. Die Suche nach den vielfältigen schwarzen Antworten und deren Fortsetzungen hat richtig Spass gemacht! (G. Rusch, Spreitenbach) Eine harte Knacknuss mit unscheinbarem Schlüssel und überraschenden Varianten, bei denen die weissen Springer eine Hauptrolle spielen. (D. Friedli, Ostermundigen) Das Satzspiel 1. … Dxa7 legt schnell nahe, dass der Tc3 bewegt werden muss. Aber wohin und dann die vier Varianten herauszufinden, in denen die schwarze Dame nach einem weissen Figurenopfer jeweils durch eine eigene Leichtfigur blockiert ist, war doch ein ziemlich harter Brocken. (W. Weidert, Zürich) Trivial sind der Opferschlüssel und die Drohung, aber genial die Antworten auf die schwarzen Paraden. Es gibt zwar keine Matteindeutigkeit, ist jedoch wunderschön vielfältig! (R. Gygax, Genf) Ein schönes Duell der beiden Damen! (R. Wüthrich, Langenthal)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4951

Wacław Grzankowski (Polen), Die Schwalbe, 1986, Lob. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In Abwesenheit der beiden Damen zeigen die vollzählig auf dem Brett stehenden Offiziere beider Lager ein Duell auf zwei Schnittpunkten. Das Feld e4, der Schnittpunkt der Linien des Te2 und des Lb7, bietet sich für eine Nowotny-Verstellung mit der entsprechenden Doppeldrohung an, obwohl auf die möglichen Gegenschachs dieser Langschrittler, wie auch der beiden Springer, bereits Matts bereitstünden:

1. … Te5+ / Lf3+ / Sf6+ / Sxg3+ 2. Lxe5 / Txf3 / Txf6 / fxg3 matt

All diese vier Abspiele ergeben sich, selbst ohne Schachgebot, auf den reizvollen Versuch 1. Kh4? droht 2. Sh5 matt, der aber 1. … Lxf2! scheitert. Die beiden thematischen Versuche sind:

1. Sce4!? droht 2. Tf3 / Le5 matt; 1. … Tc3? 2. Sxe2 matt, aber 1. … c3!; 1. Sge4!? droht 2. Tf3 / Le5 matt; 1. … c3? 2. Sd3 matt, aber 1. … Tc3!

Zweimal pariert Schwarz mit einer Nowotny-Verstellung auf c3, die die Linien der beiden Langschrittler Ta3 und La1 unterbricht. Es widerlegt diejenige, bei der Weiss mit den Springern kein Ersatzmatt zur Verfügung hat. Die Nowotnys der weissen Angreifer werden somit mit Nowotnys durch Schwarz gekontert! In diesem selteneren Fall, bei dem die Rollen vertauscht werden, wird die geschädigte Partei erwähnt; man spricht also von weissen Nowotnys. Als Lösungszug bleibt schliesslich der dritte mögliche Nowotny mit dem Läufer, auf den zwei weisse Nowotnys auf c3 in den Hauptvarianten folgen:

1. Le4! droht 2. Tf3 / Le5 matt

1. … Tc3 2. Sxe2 matt; 1. … c3 2. Sd3 matt; 1. … Sf6+ 2. Txf6 matt; 1. … Sxg3+ 2. fxg3 matt

Ein wahres Schnittpunktfestival, das durch die variantenreiche Verführung 1. Kh4!? trefflich ergänzt wird.

Kommentare: Schwarz wehrt sich mit Nowotnys gegen die weissen Nowotny-Versuche. (Th. Maeder, Bern) Zweimal kann Schwarz eine Nowotny-Verstellung parieren, indem er ebenfalls mit einer solchen antwortet, was in der Lösung aber nicht mehr hilft. Sehr gediegen! (N. Biveroni, Effretikon) In diesem graziösen Zweizüger harmonieren die Verführungen und die Lösung gut untereinander: von den drei möglichen Nowotny-Schlüsseln ermöglicht nur einer die im Satz schon vorhandenen Mattbilder. Eine weitere unthematische Verführung rundet das Problem ab und wird durch eine subtile Fesselung widerlegt. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Durch die Besetzung des Schnittpunktes d4 kann Weiss eine Doppeldrohung aufstellen. Für dieses Unterfangen kommen vier Figuren in Frage, aber nur dem Läufer ist Erfolg beschieden. Schwarz kann nur kontern, indem er den Schnittpunkt c3 besetzt oder Schach bietet, womit sich dann aber neue Türen öffnen. Eine gefällige Komposition mit identischem Figurenmaterial. (G. Rusch, Spreitenbach) Die doppelte Mattdrohung nach dem Nowotny auf e4 lässt sich mit der Besetzung des T/L-Schnittpunkts c3 beseitigen, wonach jeweils einer der Springer mattsetzen kann. Ein reizvolles Schnittpunkt-Doppelpack. (W. Weidert, Zürich) Der Lg6 ist als Schlüsselfigur mit Nowotny-Verstellung die Seele dieser interessanten Aufgabe, bei der zudem die Widerlegungen der Verführungen in der Lösung zum Matt führen. (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Der Lösungszug verunmöglicht nicht nur die beiden eigentlich harmlosen Gegenschachs mit Turm und Läufer, sondern ermöglicht mit der Unterbrechung dieser beiden Linien das Mattsetzen in vielen Abspielen. Daneben spielen noch die zwei Gegenschachs mit den Springern und die Besetzung des Feldes c3 eine Rolle. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein grossartiger Schlüssel, der jede grosse Diagonale für ein Matt frei gibt: eine originelle Konstruktion, gewürzt mit ein paar Verführungen! (R. Gygax, Genf) Der Läufer besetzt den Schnittpunkt e4 nicht etwa, um zwei weitere Gegenschachs (1. … Te5+ und 1. … Lf3+) auszuschliessen, denn mit 2. Lxe5 bzw. 2. Txf3 matt hat Weiss auch gegen diese ein Rezept. Aber er muss 1. … Txe6 abwehren, gegen das es sonst kein Gegenmittel gibt. (D. Friedli, Ostermundigen) Joli! (Th. Ott, Genf) In dieser Aufgabe braucht es ausser den beiden Damen und je sechs Bauern alle restlichen 18 Figuren. (J. Meli, Bern)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; K. Köchli, Bonstetten; R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4950

Josef Křivohlávek (Tschechien), Pat a Mat 1999, 2. ehr. Erw. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Anlässlich des 20. International Solving Contests hatten die Löser der Kategorie A diesen Dreizüger zu lösen. Es ist erstaunlich, dass die weisse Damenbatterie mit einem Turm als Vorderstein nicht sofort erfolgreich ist, aber der exponierte schwarze König findet auf alle Batterieabzüge einen Fluchtweg hinter seine Verteidiger oder aber Weiss hat schlicht keinen Zug, um den Angriff abzuschliessen: z.B. 1. Te5+? Kf3 2. Df5+ Kxg3 3.?

Versucht Weiss hingegen die Abzugsschach mit stillen Zügen vorzubereiten, hat Schwarz Zeit einzugreifen und kann z.B. mit 1. … De3! dem König zu Hilfe eilen oder diesem mit 1. … c5! ein neues Schlupfloch auf c6 schaffen. Damit die Batterie überhaupt erfolgreich abziehen kann, muss Schwarz zu schädlichen, Fluchtfeld blockierenden Lenkungen gezwungen werden. Zudem braucht es eine Drohung mit Schachgebot, um die schwarze Gegenwehr weitmöglichst einzuschränken. Eine solche findet sich nach dem nicht allzu fernliegenden Damenschlüssel:

1. Dg6! droht 2. De8+! Kxg6 3. Dg6 matt

Nur der Td3 kann auf die Drohung reagieren; er schafft durch all seine Züge dem König ein Fluchtfeld auf d3.

1. … Txd6 2. Tf4+! Kd5 oder Ke5 3. Df5 matt; 1. … Txg3 2. Te5+! Kf4 oder Kf3 3. Df5 matt

Zweimal nutzt darauf Weiss den entstandenen Fernblock, das heisst, der Ke5 wird zu seinem Turm hingelenkt, der ihm dann den weiteren Fluchtweg blockiert. Noch raffinierter ist das zweite Variantenpaar:

1. … Td4! 2. Txf2+! Kd5 3. Se3 matt!; 1. … Te3! 2. Tc5+! Kf3 3. Sc4 matt!

Der Turm blockt zwei vom Sc2 kontrollierte Fluchtfelder. Der Springer kann diese Blocks aber nur nutzen, wenn der König auf ein günstiges Feld gelenkt wird. Dies geschieht verzögert mit entsprechenden, analogen Batterieabzügen, die zudem die Deckungen der Mattfelder aufheben. Nach 1. … Td5 und 1. … Tf3 folgen die Kurzmatts 2. Tf4 matt bzw. 2. Te5 matt. Alle Entgegnungen, auf die 2. De8+ wie im Drohspiel folgt, haben wir weggelassen. Ein unterhaltsames und inhaltlich kompaktes Problem des damals 80-jährigen Komponisten!

Kommentare: Nach der gefälligen Drohung kommen als Paraden nur sämtliche Züge des Turmes mit Räumung des Feldes d3 in Frage. Es gibt vier schöne Mattfolgen, alles Königsfluchten, zweimal blockiert der Td3 ein entscheidendes Fluchtfeld, zweimal verstellt er den Lf2 bzw. die Da7. Wunderbar analog sind diese 2x2 Abspiele! (B. Liphardt, Reinach) Vier schöne Varianten. Oft rümpft man die Nase, wenn die Abspiele sehr symmetrisch sind – und grad bei einem Lösungsturnier bedeutet das ja, dass die Teilnehmenden nur die halbe Arbeit verrichten müssen. Aber bei dieser Anlage ist kaum etwas anderes möglich. (Th. Maeder, Bern) Nach der feinen Drohung mit Turmopfer und Damenrückkehr folgen prächtige, paarweise analoge Mattführungen durch Turm(fern)blöcke und ausdifferenzierte Batterieausnützung. Dieses reichhaltige Problem hätte vielleicht eine höhere Auszeichnung verdient. (S. Bomio, Bordighera, ITA) Raffiniert und überraschend werden die beiden vierfach gedeckten Felder d4 und e3 für ein Springermatt freigespielt. Hübsch auch die reziproke Beziehung 1. …Td4 / Te3 und 3. Se3 / Sd4 matt! (N. Biveroni, Effretikon) Aus den Abwehrzügen des schwarzen Turms resultieren zwei Variantenpaare mit jeweils symmetrischen Antworten des weissen Turms. Besonders das Variantenpaar auf der D/L-Diagonalen bringt den Sc2 wirkungsvoll zur Geltung. (W. Weidert, Zürich) Ein geschenkter Schlüssel, mit der Dame hin und her und einem Batterieturmopfer, variantenreich trotz ähnlicher Abschlüsse, Abzugsschach wie im Lehrbuch: ein spannender Klassiker! (R. Gygax, Genf) Weiss hat eine erstaunlich kraftvolle Batterie zur Verfügung, die aber nicht sofort funktioniert. Schön, dass zum Schluss auch der Sc2, der eine passive Rolle zu spielen scheint, mattsetzen darf. (D. Friedli, Ostermundigen) Witzig, dass die Dame erst auf g6 zieht, dieses Feld wieder verlässt, die Deckung des Turms aufgibt und diesen opfert und dann zurück auf g6 mattsetzt. (C. Nordt, Hombrechtikon) Eine schwierige und recht elegante Drohung mit überraschendem Switchback erlaubt vier Abspiele. Der vierfache Turmblock ist imponierend! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) La Tour blanche joue systématiquement le deuxième coup: génial! Dans la menace, avec son troisième coup, la Dame revient sur la case de la clé! Et il y a incroyablement peu de pièces blanches – et les Noirs sont incroyablement forts! (Th. Ott, Genf)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Wüthrich, Langenthal; R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4949

Dmitri Banny (Ukraine), H. Albrecht MT 1984, 4. Preis. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Anlässlich des «20. International Solving Contests» wurde den Lösern der Kategorie A in der ersten Runde dieser Zweizüger vorgelegt. Von drei für Weiss vielversprechenden, voneinander unabhängigen Möglichkeiten erweisen sich zwei als starke Verführungen, die der Lösung qualitativ ebenbürtig sind und zudem auf subtile Weise widerlegt werden. Diese beiden Fehlversuche erhöhen aber nicht nur die Schwierigkeit, sondern sind auch ein wichtiger Bestandteil des thematischen Inhaltes. Die Buchstaben hinter den Zügen dienen zur Erklärung der Thematik.

1. Db1? A droht 2. Te3 matt B. 1. … Dxe6 x 2. Tf3 matt! C, aber 1. … Sc3!! y.

1. Tf3? C droht 2. Sg5 matt D. 1. … Dxe6 x 2. Db1 matt! A, aber 1. … exf4!! z.

Bei diesen Verführungen gibt es auf die Variante 1. … Dxe6 einen reziproken Wechsel des Schlüssel- und des Mattzugs. Das ist das Salazar-Thema, dessen Themenbeschreibung ursprünglich etwas umfänglicher war und das in dieser einfachen Form auch Reversal 1 genannt wird. Das betreffende Buchstabenschema zu diesen beiden Verführungen sieht so aus: 1. A? 1. …, x 2. C matt und 1. C? 1. …, x 2. A matt.

Die Lösung ist schliesslich: 1. Sf3! droht 2. Sfg5 matt

1. … Sc3 y 2. Te3 matt! B; 1. … exf4 z 2. Seg5 matt! D

Die Drohzüge der beiden Verführungen erscheinen in der Lösung als Mattzüge just auf diejenigen Verteidigungszüge, an denen sie in den Verführungen scheiterten! Das ist das paradoxe und daher immer reizvolle Dombrovskis-Thema mit dem wiederum auf die obigen Zeilen bezogenen Buchstabenschema 1. V1? droht 2. B matt, aber y! und 1. V2? droht 2. D matt, aber z! 1. L! y 2. B matt und 1. … z 2. D matt (V = Verführung; L = Lösung)

1. … Dxe6 2. Db4 matt!

Auf diese Verteidigung folgt in der Lösung ein dritter Mattwechsel! Dazu die beiden Nebenspiele:

1. … Lf6, Lxh6 2. Dh7 matt; 1. … Txf3 2. gxf3 matt

Eine gelungene Kombination der beiden modernen Themen Salazar und Dombrovskis! Zum Dombrovskis-Thema siehe auch die die Nr. 4881 Savournin und zum Thema Salazar die Nr. 4905 Wassylenko & Schanschin

Kommentare: In diesem sehr attraktiven Problem harmonieren die Verführungen und die Lösung gut untereinander: die Widerlegungen der Verführungen führen zu Matts in der Lösung und zwischen den Verführungen und der Lösung gibt es zwei schöne Mattwechsel. (S. Bomio, Bordighera ITA) Zwei starke Verführungen 1. Tf3? und 1. Db1? mit jeweiligen Mattwechseln auf 1. … Dxe6 und fünf verschiedenen, schönen Matts in der Lösung. Mir gefällt das Problem. (B. Liphardt, Reinach) Die Verführungszüge werden zu Mattzügen und die Widerlegungen erlauben in der Lösung zwei zusätzliche Matts. Eine beachtenswerte Leistung (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Eine geschickte Springer-Substitution hebt die Gefahr eines Fluchtfelds auf e5 auf und bietet der Dame ein grossartiges Matt: ein köstlicher Mattbilder-Zweizüger! (R. Gygax, Genf) Letzten Endes dreht sich direkt oder indirekt alles um das Feld f4. Mit dem nicht naheliegenden Lösungszug bleibt die Verteidigung von f4 aufrechterhalten, gleichzeitig droht der Sf3 einerseits matt und bietet sich andererseits als Opfer an. (G. Rusch, Spreitenbach) Magnifique mais, tout de même un peu facile… (Th. Ott, Genf) Schwarz droht mit dem Schlagen eines Turms oder eines Bauern dem König Fluchtfelder zu öffnen. (R. Schweizer, Neuhausen) 1. Sf3 ist mein Lösungsvorschlag für diesen interessanten Zweizüger. Warum braucht es den Läufer auf a8? Wenn die Dame auf «Reisen» geht, fesselt er den Bauer auf d5. (J. Meli, Bern)

Weitere richtige Lösungen sandten: Th. Maeder, Bern; K. Köchli, Bonstetten; D. Friedli, Ostermundigen; C. Nordt, Hombrechtikon; R. Wüthrich, Langenthal; W. Weidert, Zürich; N. Biveroni, Effretikon.

Lösung Nr. 4948

Mariano Gambin (Spanien), El Ajedrez Español, 1962-1964, 2. Preis. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Der schutzlose König am unteren Brettrand ist ein klares Indiz, dass die vor ihm stehenden weissen Figuren vorerst nicht aktiv werden können. Es liegt also an den Steinen in der rechten oberen Brettecke, einen Angriffsplan in Gang zu bringen. Viel Spielraum haben diese nicht; der einzige mögliche erfolgreiche Abschluss scheint ein Matt mit dem Springer zu sein. Dazu müsste der Bauer f5 gedeckt werden, was jedoch fatale Linienöffnungen bewirkte. Gleich vier entsprechende Probespiele scheitern an Gegenschachs:

1. Dc2? (droht 2. Sg8 oder Sg4 matt) Ta1+!; 1. Sxd6? Dxb4+! , aber auch 1. … Lxd6!; 1. Le4? Tc1+!; 1. e4? Dg1+!

Aber Weiss verfügt über ein kleines, effizientes Manöver, um auf engstem Raum den Spiess umzudrehen:

1. Tg8! droht 2. Txf7+! Txf7 3. Tg6 matt

Auf diesen Vorplan kann Schwarz nur mit entblockenden Läuferzügen reagieren, die aber seinen drei Langschrittlern in Quere kommen:

1. … La1 2. Dc2! und 3. Sg4 matt (2. … Da1+??)

1. … Lb2 2. Sxd6! und 3. Sg4 matt (2. … Dxb4+??)

1. … Lc3 2. Le4! und 3. Sg4 matt (2. … Tc1+??)

1. … Ld4 2. e4! und 3. Sg4 matt (2. … Dg1+??)

Auf die pfiffige Einleitung folgen vier analoge Verteidigungszüge und Schädigungen, gefolgt von wiederum analogen weissen Fortsetzungen. Dies alles in logischer Form und einer gediegenen, schlackenlosen Darstellung. Der einzige Wermutstropfen in diesem eindrücklichen Werk ist die doppelte Widerlegung des Probespiels 1. Sxd6?, was auf die grossen Schwierigkeiten zur korrekten Realisierung dieser ambitionierten Idee hindeutet.

Kommentare: Ein schönes Stück! Zum Meisterwerk fehlt, dass das Probespiel 1. Sxd6? nicht eindeutig nur an 1. … Dxb4+ scheitert. (Th. Maeder, Bern) Eine knifflige Drohung mit Turmlinienöffnung und Turmopfer auf kleinstem Raum! Die einzige schwarze Verteidigungsmöglichkeit ist eine mehrfache Fluchtfeldfreigabe durch den Läufer. Dadurch entstehen aber vier analoge Mattführungen dank schwarzen Selbstverstellungen. Ein sehr originelles, gut gebautes Problem! (S. Bomio, Bordighera ITA) Die zugrunde liegende Idee wird vier Mal dargestellt. Der schwarze Läufer löst das Problem, wie Weiss den Bf5 decken kann, da jeder seiner Züge ein Schachgebot verhindert. Zusammen mit dem nicht trivialen Schlüssel war das eine reizvolle Aufgabe. (W. Weidert, Zürich) Wie entlastet man den Sh6 vom Schutz des Bf5? Während die Antworten auf die vier Fluchtfeldfreigabe-Paraden des Läufers ins Auge springen, ist der atemberaubende Pas-de-deux der Türme alles andere als offensichtlich! (R. Gygax, Genf) Wie aus einem Guss, aber der Umstand, dass die Verführung 1. Sxd6 zusätzlich an 1. … Lxd6 scheitert, trübt das Bild leider ein bisschen. (N. Biveroni, Effretikon) Ein ausgezeichneter Schlüssel, schwerer zu finden als die Varianten. Einheitlicher geht es nicht! Eine interessante Aufgabe eines uns unbekannten Problemisten. (Ch.-H. Matile, R. Hauser, Fontainemelon) Vier Probespiele scheitern an schwarzen Schachgeboten. Mit dem Schlüssel wird der Le5 zum Ziehen gezwungen. All seine Züge führen aber zu einer Verschlechterung der Stellung, da vier starke Verteidigungen verunmöglicht werden.Das gefällt mir sehr gut und mein Lösungsaufwand hielt sich erfreulicherweise in Grenzen. (B. Liphardt, Reinach) Une clé superbe et quatre deuxièmes coups extraordinaires. J’aime beaucoup! (Th. Ott, Genf) Wie aus dem Lehrbuch der logischen Schachschule. Dass f5 gedeckt werden muss, um mit Sg4 matt zu setzen, wird schnell klar. Da aber weder die Da4, der Lc6, der Sb5 noch der Be3 wegziehen dürfen, weil dann Gegenschach droht, muss der Vorplan gefunden werden, der zumindest ein Schachgebot aufweisen muss, damit Schwarz nicht doch noch zum Gegenschach kommt. Bei den Abspielen verunmöglicht dann der schwarze Läufer eines der gesamthaft vier Gegenschachgebote, was dann die Realisierung des Hauptplans ermöglicht. (C. Nordt, Hombrechtikon)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4947

Jean-Marc Loustau (Frankreich), 7. WCCT, 2001-2004, 6. Platz. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Die thematische Auflage des 7. Weltkompositionsturniers war die Darstellung von mindestens drei thematisch verschiedenartigen Variantengruppen, in denen es jeweils mindestens ein Variantenpaar mit dem entsprechenden Motiv geben sollte. 6 Varianten waren also die Minimalanforderung, die zudem verschiedene Mattbilder aufzuweisen hatten. Diese Anzahl wurde natürlich bei allen Problemen auf den Spitzenplätzen übertroffen. Das Siegerproblem brillierte mit 3 Variantentrios, also insgesamt 9 thematischen Varianten, und dies bei nur gerade 17 Steinen.

Das vorliegende Problem brachte es auf 4 thematisch unterschiedliche Variantenpaare mit den folgenden Schädigungsmotiven:

1. La7! droht 2. e4 matt; 1. … Scxe3 2. De4 matt, 1. … Sfxe3 2. Le4 matt, Schädliche Linienöffnung

1. … Sd2 2. Dxa5 matt; 1. … Sg3 2. Lg8 matt, Verstellungen

1. … Scd6 2. Sb6 matt, 1. … Sfd6 2. Se7 matt, Fluchtfeldblock

1. … Dxa7 2. Dc6 matt1. … Txa7 2. Db5 matt, Aufgabe der Mattfelddeckung

Vier Variantenpaare waren unter den topklassierten Problemen kein aussergewöhnlicher Inhalt, aber hier kommen die beiden schwarzen Springer in je drei verschiedenen Gruppen zum Einsatz! Neben dieser vorzüglichen Einheitlichkeit ist sicherlich auch die Konstruktion vom Richtergremium positiv bewertet worden. Da genau die Hälfte der doch insgesamt 20 Steine am Brettrand positioniert ist, bleibt trotzdem eine übersichtliche, ansehnliche Stellung. «A good ambassador for the Chess Problem» meinte der britische Preisrichter, also beste Werbung für das Problemschach.

Dazu kommen die vier unthematischen Varianten:

1. … Dxc8 2. Dc6 matt; 1. … Tc5 2. Txc5 matt; 1. … Tg8+ 2. Lxg8 matt; 1. … Lb1 2. Dxc4 matt

Kommentare: Die Forderung des Weltkompositionsturniers hat der Autor brillant realisiert. Auffallend ist auch in diesem sehr reichhaltigen Problem die Zahl der fein ausdifferenzierten Varianten. (S. Bomio, Bordighera ITA) Ich war damals von diesem WCCT-Thema wenig begeistert; aber dies ist eine schöne Realisierung. (Th. Maeder, Bern) Avec la menace, il y a onze mats différents. Absolument génial! (Th. Ott, Genf) Ein schöner Zweizüger mit guten Verführungen und mit vielen schönen Varianten. Dass die Mattdrohung wahrscheinlich auf dem Feld e4 erfolgt, sieht man schnell. Aber 1. Dc2? scheitert an 1. … Dxc8! (B. Liphardt, Reinach) Das Variantenpaar mit Fluchtfeldblockierungen zeigt schöne Dualvermeidungen! Ein reichhaltiger und überraschend kniffliger Zweizüger, bei welchem mir speziell die Springer-Paraden gefallen. (N. Biveroni, Effretikon) Ein Zweizüger von aussergewöhnlicher Grosszügigkeit mit zwölf Paraden, Auswahlschlüssel, Selbstblockaden, Fluchtfeldsperrungen und Linienöffnungen. (R. Gygax, Genf) Ein sehr schön konstruiertes und gut lösbares Problem. Kaum vorstellbar, dass es einen ähnlichen Zweizüger mit mehr Abspielen geben kann. (C. Nordt, Hombrechtikon) Alles in allem zehn verschiedene Mattzüge! Hut ab! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Gegenüber der Vorwoche geradezu erholsam. Nach attraktivem Schlüssel ergibt sich naturgemäss aus der Turnierforderung eine Fülle von Varianten, bei denen die beiden schwarzen Springer eine Hauptrolle spielen. (W. Weidert, Zürich) Mit nur zwei agierenden Figuren neun Verführungen zu komponieren, ist beeindruckend, wie auch die zwölf Entgegnungen auf den Schlüsselzug. (G. Rusch, Spreitenbach) Gar nicht so einfach, das richtige Feld für den Läufer zu finden. (D. Friedli, Ostermundigen)

Weitere richtige Lösungen sandten: K. Köchli, Bonstetten; R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4946

Jewgenij Bogdanov (Ukraine), Šahovska kompozicija, 1993. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

In dieser etwas unübersichtlichen, reich beladenen Stellung versteckt sich eine erstaunlich klare, logische Lösung mit zwei analog verlaufenden Hauptvarianten. Zuerst gilt es, die Stellungsmerkmale zu erkennen: Vier schwarze Langschrittler kontrollieren das Feld e5. Zieht dort der Bauer mit Schach ab, kann Schwarz sowohl mit dem Turm wie mit dem Läufer parieren, da just dieser vorgerückte Bauer der Dame die Nutzung der so entstandenen Grimshaw-Verstellung verhindert: 1. e6+? Te5! oder Le5! und 2. Dd7 matt bzw. 2. Df7 matt sind unmöglich. Und obwohl sich dabei beide schwarzen Figuren selbst fesselten, könnte der auf g2 lauernde Springer nicht davon profitieren, da die von ihm avisierten Mattfelder e3 bzw. f4 weiterhin durch die dahinterstehenden Schwerfiguren kontrolliert werden: 2. Se3+? T1xe3! bzw. 2. Sf4+? Dxf4!

Ideal für Weiss wäre es, wenn die beiden Langschrittler auf e5 schlagen würden, aber da die Züge 1. … Txe5?? und 1. … Lxe5?? mit den direkten, blocknutzenden Mattfolgen 2. Dd7 matt bzw. 2. Df7 matt nicht erzwungen werden können, deckt Weiss zur Unterstützung seiner Dame den Be5 mit dem Le7. Diesen Hauptplan kann er auf zwei Arten mittels zweier Probespiele ausführen:

1. Ld6!? (droht 2. Df7 matt), aber 1. … Txe5! Der Turm kann mit einer Nietvelt-Parade schadlos in die Batterie schlagen, da er bei Ausführung der Drohung durch die direkte Entfesselung wieder verteidigungsfähig würde: 2. Df7+? Te6! Das erwartete Matt 2. Dd7 wird hingegen durch den eigenen Läufer auf d6 verhindert. Die Selbstfesselung des Turms hat, wie erwähnt, wegen des Te1 keine nachteiligen Auswirkungen.

Eine exakt analoge Situation ergibt sich, wenn der Le7 den Bauern von der anderen Seite deckt: 1. Lf6!? (droht 2. Dd7 matt), aber 1. … Lxe5! Jetzt würde der Le5 bei Ausführung der Drohung wieder verteidigungsfähig (2. Dd7+? Ld6!), während die Selbstbehinderung diesmal durch die Verstellung der Damenlinie zum Mattfeld auf f7 erfolgt. Der negative Effekt der Fesselung wird diesmal durch die Dh2 neutralisiert.

Beide Versuche, den Hauptplan durchzusetzen, scheitern also an weisser Selbstbehinderung. Weiss beginnt daher mit einem Vorplan:

1. c3! droht 2. Td4+! cxd4 3. c4 matt

1. … Tc1 2. Ld6! (droht 3. Df7 matt) Txe5 3. Se3 matt! (2. … b5 / cxd6 / Sh6, Sf6 3. Tc5 / Sxb6 / Se7 matt)

1. … Dg1 2. Lf6! (droht 3. Dd7 matt) Lxe5 3. Sf4 matt! (2. … Sf6 3. Se7 matt)

Zur Verteidigung müssen Turm und Dame die doppelte Kontrolle der Turmlinie bzw. der Läuferdiagonale aufgeben. Diese Deckungsverminderung erlaubt es Weiss, wieder auf die Durchsetzung des Hauptplans zurückzukommen. Er kann nun die entstehenden Selbstbehinderungen in Kauf nehmen, da sich wegen der Selbstfesselungen zwei alternative Mattmöglichkeiten durch den Sg2 ergeben. Dies ist die Münchener Idee, die dank diverser Analogien in den Varianten in einer besonders klaren Doppelsetzung gezeigt wird. Bei dieser Idee ist zentral, dass sich Weiss als Folge des Vorplans bei der Ausführung des Hauptplans selbst behindern kann, ohne dass dies das Matt verhindern würde. Nebenspiel:

1. … Te4 2. Txe4 (droht 3. Dd7, Df7 und c4 matt) Txe4 3. dxe4 matt

Dass die Idee mit Selbstbehinderung beim spontanen, ersten Versuch 1. e6+? Te5! und Le5! mit dem doppelt linienverstellenden Bauern bereits angedeutet wird, stellt eine zusätzliche, witzige Pointe dar. Das Problem hatte zwar keinen Preis gewonnen, wurde aber trotzdem in das FIDE-Album aufgenommen. Zur Münchener Idee siehe auch die Nr. 4826 von Beugelsdijk.

Kommentare: Das ist sicherlich eine der harmonischsten Darstellungen des Münchner Themas. (Th. Maeder, Bern) Die Probespiele 1. Ld6? und 1. Lf6? sind verfrüht und scheitern an 1. … Txe5! bzw. an 1. … Lxe5! (Nietvelt-Paraden) Durch einen Vorplan mit subtilem Bauernschlüssel werden zwei Lenkungen und anschliessend die gleichen Selbstfesselungen wie in den Probespielen erzwungen, die jetzt aber zum Matt führen. (S. Bomio, Bordighera ITA) Die hintere schwarze Linienfigur muss abgelenkt werden, damit es Sinn macht, die vordere zu einer Nietvelt-Parade in die Fesselung zu zwingen. Allerdings führt nach 1. … Dg1 der Versuch 2. Ld6? zu keiner sauberen Dualvermeidung, weil das ausser an 2. … Txe5 auch unthematisch an 2. … b5! scheitert. (W. Neef, Ulm, DEU) Es scheint klar, dass das Feld e5 eine Hauptrolle spielt. Zudem fällt auf, dass der Sg2 deutlich auf die Felder e3 und f4 schielt, obwohl beide gut gedeckt werden. Somit muss der Hebel dort angesetzt werden: Der hintere Langschrittler wird weggelenkt und der vordere gefesselt. Sehr schön! (N. Biveroni, Effretikon) Ein schwieriges Problem, mit einem unauffälligen Lösungszug und komplexen Stellungen. Thematisch geht es um die Ablenkung und der folgenden Fesslung der beiden Langschrittlerpaare, so dass der Sg2 entweder auf e3 oder f4 mattsetzen kann. (C. Nordt, Hombrechtkon) Ein hochverdienter Platz im FIDE-Album für dieses Problem; von einem würdigen Nachfolger von Rudenko! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Es war beeindruckend, wie nach dem stillen Zug 1. c3! gegen die vier schwarzen Langschrittler ein Matt herbeigeführt werden kann. Ein wegen der vielen Verführungen rund um den Novotny-Schnittpunkt e5 sehr schwieriges Problem. Es hätte einen Preis verdient gehabt. (W. Weidert, Zürich) Wunderschön inhaltsreich, nur schade, dass so ein beträchtliches Potenzial nur teilweise ausgeschöpft wird, wie z.B. die differenzierten Damenmatts auf d7 und f7 beim Schlagen des Batteriebauern. (R. Gygax, Genf) Nach diesem harten Brocken zum Jahresbeginn können die folgenden Probleme nur einfacher werden. (R. Schweizer, Neuhausen)

Weitere richtige Lösungen sandten: Th. Ott, Genf; R. Wüthrich, Langenthal; B. Liphardt, Reinach.

Lösung Nr. 4945

Almiro Zarur (Brasilien), British Chess Federation 1962, 1. Preis. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Ein spektakuläres Duell prägt diese Aufgabe zum Jahresabschluss. Auffallend ist die grosse Bewegungsfreiheit der beiden Könige. Der schwarze König kann alle vier diagonalen Fluchtfelder betreten und hat danach ein weiteres Fluchtfeld auf der 5. Reihe. Der weisse König als Batterievorderstein hat hingegen gleich fünf Möglichkeiten, mit einem Abzugsschach diese Reihe für den Kf5 unzugänglich zu machen bzw. seine Rückkehr auszuschliessen. Somit bietet sich ein ungewöhnlicher Auswahlschlüssel mit Schachgebot an, der aber durch die feinen, analog motivierten Widerlegungen der falschen Versuche plausibel wird:

1. Ka6+? Ke6! (2. Te7 matt??); 1. Kc6+? Kg6! (2. Sh4 matt??); 1. Ka4+? Ke4! (2. Dc2 matt??) und 1. Kc4+? Kg4! (2. Sh6 matt??) Viermal entstehen durch die Batterieabzüge Fesselungen eines weissen Steines, so dass Schwarz mit derjenigen Königsflucht pariert, bei der die nun gefesselte Figur mattsetzen sollte.

Es bleibt nur der orthogonale Abzug und der Kf5 reagiert mit einer klassischen Sternflucht:

1. Kb4+!

1. … Ke6 2. Te7 matt; 1. … Kg6 2. Sh4 matt; 1. … Ke4 2. Dc2 matt; 1. … Kg4 2. Sh6 matt.

In diesem aussergewöhnlichen, technisch hervorragend realisierten Zweizüger sind die vier Verführungen der zentrale Teil des Inhalts. Sie beschreiben einen weissen Königsstern, der mit richtungsgleichen, parallelen Königszügen gekontert wird und die somit ebenfalls einen schwarzen Königsstern bilden. Angesichts dieses anspruchsvollen und spektakulären Inhaltes ist hier ein Schlüsselzug mit Schachgebot, der normalerweise verpönt wäre, absolut gerechtfertigt.

Kommentare: Der Begriff «Fernopposition» gehört eigentlich ins Partieschach, passt aber hier auch nicht schlecht. Ein Stern des weissen und Sternflucht des schwarzen Königs. Zum Glück hat der Kb5 noch eine Abzugsmöglichkeit mehr! Ein witzig-geniales Silvesterfeuerwerk! (N. Biveroni, Effretikon) Und alle Löser sehen Sternchen… Ein technisch gut gemachtes Beispiel, dass auch ein Schachschlüssel manchmal akzeptabel sein kann. (Th. Maeder, Bern) Herrliche Kombination eines weissen Königsterns in den Verführungen mit einer Sternflucht! Bei einer solchen Leistung sollte der Schachschlüssel nicht stören! (S. Bomio, Bordighera, ITA) Quatre essais magnifiques: la Dame, la Tour et les Cavaliers blancs sont cloués! Superbe! (Th. Ott, Genf) Die schwarzen Langschrittler verhindern den Königsstern zur Räumung der 5. Reihe, aber der Kb5 hat noch das Ausweichfeld b4 und zwingt damit den schwarzen König zu einer Sternflucht mit vier Varianten. (W. Weidert, Zürich) Sternflucht. Die anderen Abzugsschachgebote des weissen Königs scheitern an der Parallelbewegung des schwarzen Kollegen. (R. Schweizer, Neuhausen) Statt dem Kf5 mit dem Schlüssel Fluchtfelder zu nehmen, lohnt es sich, mit Schach sein aktuelles Feld zu versperren. Der Kb5 hat einen fünffachen Abzugsschach-Auswahlschlüssel, aber nur 1. Kb4+ dringt durch; in allen anderen Fällen ist eine der zum Mattsetzen nötigen Figuren gefesselt. Sehr einheitlich und schön; dieses Mal nicht allzu schwer zu lösen. (B. Liphardt, Reinach) Wenn der Kb5 auf ein weisses Feld zieht, um den Kf5 auf ein weisses Feld zu zwingen, gelingen die Angriffe wegen Fesselungen nicht. Die Lösung, welche jeweils die identischen Folgezüge wie alle obigen Verführungen aufweist, lautet 1. Kb4+! (C. Nordt, Hombrechtkon) Der König hat fünf Möglichkeiten, durch ein Abzugsschach seinen Rivalen auf eines der vier Fluchtfelder zu treiben, aber natürlich funktioniert nur eine davon. (D. Friedli, Ostermundigen) Eine wunderbare und nicht besonders schwierige Aufgabe. Der Kf5 hat vier Fluchtfelder. Nimmt man an, dass er sie behalten muss, liegt ein Schachgebot fast auf der Hand. (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Leichter Eliminierungsansatz, da bestimmte Figurenbewegungen zu einem fatalen Gegenschach führen und weil ohne Schachschlüssel die Anfälligkeit des Sf7 jede Lösung ausschliesst. (R. Gygax, Genf) In den Verführungen sind die vier Fesselungen der Da2, des Ta7 und der beiden weissen Springer prächtig komponiert. (B. Wernly, Muri BE) Der 1. Preis hat mich zu Beginn von einem Abzugsschach im 1. Zug abgehalten. Als ich dann einsehen musste, dass es doch nicht anders geht, wurde ich durch die Erkenntnisse betreffend die vier falschen Abzugsschachs entschädigt: Für jeden falschen Schritt des Kb5 auf ein weisses Feld hat der Kf5 genau ein Fluchtfeld, welches Weiss jedoch das Mattsetzen nicht erlaubt, weil die einzige jeweils dafür in Frage kommende Figur gefesselt ist – und erst noch ist es immer eine andere. Sehr einfallsreich ausgeheckt! (G. Rusch, Spreitenbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: K. Köchli, Bonstetten; R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4944

Dolf Wissmann (Niederlande), Schackend Nederland, 1983, spezielle ehr. Erw. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Die Versuche, mittels Freilegung der 4. oder 5. Reihe sofort Matt zu drohen, können leicht pariert werden. 1. d5? (droht 2. Db4 oder 2. Dxa4 matt) gxf4! und 1. c6? (droht 2. Sc4 matt) d5! und die Linie ist blockiert. Versucht die Dame direkt mittels eines Umgehungsmanövers anzugreifen, wird sie durch den Bf3 ausgebremst: 1. Dh2? (droht 2. Dd2+) f2!. Will sie hingegen dem Angriff durch den Bg5 ausweichen, um still 2. d5 zu drohen, wird der Be6 zum Störefried: 1. De4? oder 1. Dg4? exf5! und die Dame muss erneut reagieren. Eliminiert der König den lästigen Bauern, kann Schwarz die Pläne mit einem Gegenschach durchkreuzen: 1. Kxg5? c6! 2. d5? Lxd8+! Tut es hingegen der Läufer, können sich die Bauern schadlos auf der 5. Reihe opfern: 1. Lxg5? (droht 2. d5!) d5! 2. cxd6 e.p. c5! und nun ist 3. bxc6 e.p. wegen der fehlenden Fesselung des Lb6 nicht matt. Nur wenn der Bauer den Bg5 «en passant» schlagen könnte, passten alle Teile der weissen Angriffsidee zusammen. Dazu braucht es aber den Beweis, dass der letzte schwarze Zug Bg7-g5 war.

Dieser Beweis lässt sich so erbringen: Der schwarze König kann im letzten Zug nicht vom doppelt überdeckten Feld b4 nach a5 gelangt sein, so wie die Bauern a4 und h4 nicht gezogen haben können. Dasselbe gilt für die eingekerkerten Ta6 und Lb6, während die Bauern a7, c7 und d7 noch gar nie gezogen haben.

Weiss hat noch 14 Steine auf dem Brett; der 15. Stein wurde durch den Ba4 geschlagen. Also bleibt nur noch ein Schlag übrig. Somit ist klar, dass keiner der restlichen drei schwarzen Bauern im letzten Zug geschlagen hat, weil vor jedem Schlag ein Doppelbauer bestanden hätte, der nur mit einem unmöglichen, 17. Schlag überhaupt hätte entstehen können. Der Be6 kann im letzten Zug aber auch nicht von e7 gekommen sein, da sonst der Ld8 eingeschlossen wäre. Da der Bg5 wegen des Schachs nicht von g6 gekommen sein kann, bleibt der Doppelschritt des g-Bauern der einzige mögliche Zug.

Somit ist die einzige legale Lösung: 1. gxf6 e.p.!! (droht 2. d5! und 3. Db4 bzw. Dxa4 matt) d5 2. cxd6 e.p.! (droht 3. Sc4 matt) c5 3. bxc6 e.p. matt!! 1. … Kxb5 2. d5 Ta5 3. Dc4 matt

Drei aufeinanderfolgende «En passant»-Schläge bilden die Lösung dieses exklusiven, geistreichen Dreizügers, dessen Ausgangsstellung die mit Retroanalyse zu ergründende Lösung kaum erahnen lässt. Ein grossartiges, nicht ganz harmloses Rätselproblem des niederländischen Grossmeisters im Lösen von Schachproblemen!

Kommentare: Als einzig möglicher, letzter schwarzer Zug bleibt nur g7-g5, was Weiss durch einen e.p.-Schlag kontert, um seine Dame zu retten. Nach diesem schwer zu enträtselnden Schlüssel folgt als «Belohnung» eine verblüffende Mattführung mit zwei weiteren e.p.-Schlägen. (S. Bomio , Bordighera, ITA) Aller guter «En passant»-Schläge sind drei. (A. Nievergelt, Winterthur) Als einziger legaler letzter Zug von Schwarz bleibt der Doppelschritt Bg7-g5, was zur Lösung mit drei gestaffelten e.p.-Schlägen führt. Das sieht man auch nicht alle Tage! (N. Biveroni, Effretikon) Das Schwierigste bei einem e.p.-Schlüssel ist sicherzustellen, dass Schwarz gerade den Doppelschritt des betreffenden Bauern ausgeführt hat: Ein originelles «im-Vorübergehen»-Rätsel, unterhaltsam und lustig! (R. Gygax, Genf) Da der vorangehende schwarze Zug nur g7-g5 gewesen sein kann, sind es in der Lösung insgesamt drei «En passant»-Züge (C. Nordt, Hombrechtikon) Drei e.p.-Schläge: Ein ganz außergewöhnliches, tolles Problem! (B. Liphardt, Reinach) Ein versteckter, dreifacher «En passant»-Schlag zum Jahresende, wie nett! (A. Rein, Wiesloch, DEU) Sehr schön, die drei «En passant»-Züge zum Matt! (R. Wüthrich, Langenthal) Einen «En passant»-Schlag in einer Aufgabe hatte ich natürlich schon gesehen, aber dreimal, vom Schlüssel bis zum Matt, in 60 Jahren noch nie! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Von (festtäglicher) Entspannung keine Spur. Die Lösung fand ich nicht «en passant». (R. Schweizer, Neuhausen)

Eine weitere richtige Lösung sandte: Th. Maeder, Bern.

Lösung Nr. 4943

Horacio Musante (Argentinien), F. Gamage-Memorial Turnier, 1958, 3. Preis. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In dieser einladenden Stellung mit weitläufig verteilten Angreifern und konzentriert am Brettrand stehenden Verteidigern spielt die weisse Dame vorerst nur eine bescheidene Rolle. Sie unterstützt den Lf3, falls der schwarze König auf f5 nähme: 1. … Kxf5 2. Lxg4 matt! Dieses Satzspiel bleibt bestehen, falls die Dame sich mit einem Schrittchen nach e2 aktiver stellt und dabei eine Mattdrohung aufstellt:

1. De2? droht 2. De6 matt

Schwarz kann den das Drohmattfeld stützenden Bauern auch noch mit drei anderen Steinen schlagen, so dass das Fluchtfeld f5 blockiert wird:

1. … Dxf5 2. De7 matt!

1. … Sxf5 2. Sd5 matt!

1. … gxf5 2. Da6 matt!

Das sind drei lupenreine Stocchi-Blocks, denn alle drei Matts sind ausschliesslich wegen der nun fehlenden Fluchtmöglichkeit des Königs möglich geworden. Schwarz hat also nicht zusätzlich z.B. auf schädliche Weise eine weisse Linie geöffnet oder die Deckung eines Mattfeldes aufgegeben. Oder anders gesagt: Denkt man sich auf dem Feld f5 statt des weissen Bauern einen zugsneutralen, schwarzen Stein, wären ausser dem Drohmatt alle drei Variantenmatts gleichzeitig möglich.

Dieses Mehrfachmatt wird aber durch die Eigenschaften der drei blockenden Steine bzw. deren Züge auf ein einziges Matt reduziert. Schwarz verfügt jedoch über die Widerlegung 1. … Se3!, denn so wird die Angriffslinie unterbrochen.

Die Dame muss das Feld e6 abseits des direkten Einflussbereichs der Verteidiger anpeilen:

1. Db3! droht 2. De6 matt

Ein erster, attraktiver Mattwechsel ergibt sich nach der Königsflucht:

1. … Kxf5 2. Le4 matt

Und auch die Matts auf die Blockvarianten ändern sich; wiederum mittels Tripelvermeidung:

1. … Dxf5 2. Le7 matt!

1. … Sxf5 2. Se4 matt!

1. … gxf5 2. Ta6 matt!

Bei diesen vier Mattwechseln fallen zudem je zweimal die Entsprechungen «gleiche Figur» (Lf3, Sc3) bzw. «gleiches Mattfeld» (a6, e7) auf.

Sowohl in der Verführung wie der Lösung ergeben sich also Stocchi Blocks, wie wir sie ganz zu Beginn des Jahres beim Dreizüger Nr. 4894 von A. Casa angetroffen hatten.

Dem argentinischen Meister ist hier die Darstellung dieses anspruchsvollen Themas nicht nur auf höchst elegante Weise gelungen, sondern er hat es gleich doppelt mit jeweiligen Mattwechseln dargestellt! Eine brillante kompositorische Leistung!

Kommentare: Dreifacher Mattwechsel nach Stocchi-Blocks; sehr elegant! (Th. Maeder, Bern) Vier sehr schöne Mattwechsel zwischen der Verführung 1. De2? und der Lösung! Sehr schön und harmonisch, wie in zwei Varianten das Matt jeweils auf demselben Feld erfolgt, aber durch eine andere Figur. Und in den anderen beiden Varianten erfolgt das Matt jeweils durch dieselbe Figur, aber auf einem anderen Feld. (B. Liphardt, Reinach) Sehr ansprechender Zweizüger mit wunderschönen Mattwechseln bei den Stocchi-Blocks zwischen Verführung und Lösung. (S. Bomio, Bordighera ITA) Sehr schöner, vierfacher Mattwechsel! (R. Wüthrich, Langenthal) Vier Mattwechsel zwischen Verführung und Lösung: Zweimal mit Matts auf dem gleichen Feld und zweimal mit der gleichen Figur. Also wahrscheinlich einer der besten Zweizüger von Musante: Zwei Probleme in einem, mit der Signatur eines Fuchses auf dem Gebiet des Zweizügers! (Ch.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Un essai (1. De2? Ce3!) et une solution avec quatre mats changés super-grandioses! (Th. Ott, Genf) Wenn man die Matts der Verführung 1. De2? mit denen der Lösung vergleicht, fällt auf, dass sie sich alle unterscheiden. Schwarz unterbricht aber mit 1. … Se3! die wichtige e-Linie, und Weiss hat danach keinen Mattzug. (G. Rusch, Spreitenbach) Die Versuchung ist zwar gross, eine ansonsten rollenlose Dame zu spielen, aber welcher Nachbar des schwarzen Königs ist zu schützen? Eine herrliche kleine Sammlung gut unterscheidbarer Matts! (R. Gygax, Genf) Im Satzspiel kann auf 1. … Kxf5 Doppelschach durch Abzug des Lf3 folgen und die Besetzung der Diagonale a2-e6 durch die Dame ist daher zielführend. Weiss kann also den Bf5 vierfach einstehen lassen. Ein nicht sehr schwieriges Problem mit attraktiven Matts. (W. Weidert, Zürich) Man ist zuerst versucht, die Dame nach e2 zu ziehen, aber nur nach 1. Db3! hat das Schlagen des Bauern f5 verheerende Folgen. (K. Köchli, Bonstetten) Interessant ist, dass es weder in Verführung noch Lösung eine Rolle spielt, dass nun der Bd2 sich in eine Dame verwandeln kann. (D. Friedli, Ostermundigen)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; C. Nordt, Hombrechtikon.

Lösung Nr. 4942

František Matoušek (Tschechien), «Ústřední jednota českých šachistů», 1914, 1. Preis. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Gerade mal ein einziger Springer steht dem schwarzen König gegen die weisse Übermacht zur Seite. Aber genau diese Rolle als Einzelkämpfer schafft ihm eine überraschende Verteidigungsmöglichkeit: Auf das naheliegende 1. Sc4? wird er zum Siegfried, wie eine Figur genannt wird, die wegen Patt unverwundbar ist. Er verhilft seinem König mit der Linienunterbrechung 1. … Se3!! zu zwei Fluchtfeldern, denn nun setzte 2. Dxe3?? patt. Dieselbe Verteidigungsidee nützt auch gegen 1. De1? Se3!

Flüchtet der ungedeckte Se5 auf andere Felder, schliesst der Springer die 6. Reihe und schafft neben dem Fluchtfeld e6 auch eine Gegenschachdrohung auf f7: z.B. 1.Sd7? oder 1. Sf3? Sd6!! Da Weiss den Se5 nicht retten kann, zieht er mit dem Tb6 gegen die drohende Liniensperre in die andere Bretthälfte.

1. Tf6!

1. … Kxe5 2. Db6! Zugzwang Kd5 / Kf4 / Sf5 zieht 3. Txf5 / De4 / D(x)d6 matt

Nach einer subtilen, stillen Fortsetzung kommt es zum ersten Fesselungsmatt. Die Höhepunkte folgen aber nach den Zügen des Sf5:

1. … Sf5 zieht 2. Sb4+! Kxe5 3. Da1 matt!!

Beliebige Züge des Springers geben die Kontrolle über die lange Diagonale auf, was die Dame mit einem Zug in die Ecke zum Modellmatt ausnützt. Der Springer kann aber präziser verteidigen und diesen Mangel mit einer anderen Liniensperre kompensieren.

1. … Se3! 2. Sd7! Zugzwang Kd4 3. Td6 matt!! Modellmatt (2. … Se3 zieht 3. Dc5, Sb4 bzw. Sc3 matt)

1. … Sd4! 2. Sc4! (Zugzwang) Kc5 3. Tf5 matt!! Modellmatt (2. … Sd4 zieht 3. Td6, Sb4 bzw. Sc3 matt)

Die fortgesetzten Verteidigungen des Sf5, die den Fehler seiner beliebigen Züge korrigieren, führen zu zwei exklusiven Fesselungsmodellmatts durch den Turm. Die Dame deckt dabei zwar keine Felder, aber die Matts werden erst durch ihre Fesselungen des Springers möglich.

Die Mattduale nach den beliebigen Springerzügen in diesen beiden Varianten müssen in Kauf genommen werden. Sie beeinflussen das Hauptspiel nicht und werden durch die echoartige Analogie der beiden Modellmatts bei weitem aufgewogen. Mit seinen insgesamt drei Modellmatts erfüllt das Problem die Forderung der traditionellen böhmischen Schule, zeigt aber auch zweimal die neuzeitlichere Idee einer fortgesetzten Verteidigung durch den Sf5. Ein hervorragendes böhmisches Problem in Meredithform, mit modernen Stilelementen!

Kommentare: Ein hochkarätiger Zwölfsteiner mit herrlichen Mattbildern, darunter drei Modellmatts, kombiniert mit fortgesetzter Verteidigung des schwarzen Springers, der sich – nach stillen zweiten Zügen – dreimal unverhofft in einer Fesselung findet. Ein echter Wurf! (N. Biveroni, Effretikon) Klassische und strategische Ideen im Böhmerstil. Ein prächtiges Beispiel, aber zum Lösen verrückt schwer! (Ch.-H. Matile, R. Hauser, Fontainemelon) Sehr schwierig zu lösen! (D. Friedli, Ostermundigen) Ein herausragendes böhmisches Problem mit drei Modellmatts und drei wunderbaren Fesselungsvarianten. Trotz der weissen Übermacht waren der Schlüssel und die Folgezüge wegen der vielen schwarzen Verteidigungsmöglichkeiten eine echte Knacknuss. Alles passt hier harmonisch zusammen. (W. Weidert, Zürich) Höchst unkonventionell; nicht dualfrei, dafür eindrucksvoll vielfältig aufgrund fehlender Drohungen: ein verdienter Hundertjähriger! (R. Gygax, Genf) Der Turm muss auf der 6. Reihe bleiben, aber die Seite wechseln, damit e6 nicht zum Fluchtfeld werden kann. Ein so reichhaltiges Problem zu kreieren, das mit nur drei schwarzen Figuren auskommt, von denen sogar nur zwei ziehen können, ist hohe Kunst – ebenso die drei Varianten mit doppeltem Zugzwang! Etwas schade nur, dass einige Stellungen mehr als einen Mattzug erlauben. (G. Rusch, Spreitenbach) C’est absolument génial ! Il y a quatre variantes passionnantes avec Zugzwang et des superbes clouages du Cavalier noir. (Th. Ott, Genf) Uff, diese Verknüpfung klassischer und neuer Problemideen war eine echte Knacknuss! (C. Nordt, Hombrechtikon). In den drei Hauptvarianten ergibt sich jeweils eine Fesselung des Springers, wenn der schwarze König im 2. Zug zieht. Ein sehr einheitlicher und schöner Meredith. (B. Liphardt, Reinach) Wieder ein prächtiger Zugzwang-Oldtimer mit knappem Materialaufwand; reichhaltiger als die Nr. 4941, aber auch viel schwieriger! Nach dem subtilen Hinterstellungsschlüssel folgen wunderschöne, sehr gut ausdifferenzierte Mattführungen mit präzisen Fortsetzungen und schwarzen Springerselbstfesselungen. (S. Bomio, Bordighera ITA) Das war wohl eines der schwierigsten Stücke, die ich hier je gelöst habe! (Th. Maeder, Bern)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; R. Wüthrich, Langenthal.

Lösung Nr. 4941

Benjamin G. Laws (England), «Jamaica Gleaner», 1884, 2. Preis. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Angesichts der deutlichen weissen Übermacht macht man sich bei diesem attraktiven Klassiker wegen des fehlenden Satzmatts auf die schwarze Königsflucht 1. … Kd4 vorerst keine Gedanken. Erst wenn man bemerkt, dass Weiss selbst mit dem naheliegendsten Damenzug keine Drohung aufstellen kann, weil die Felder d4, e3 und f2 nicht gleichzeitig kontrolliert werden können, kommt man ins Grübeln: 1. Dc2? scheitert schlicht am einzigen Wartezug 1. … a7-a6 (a5)!

Um die Wirkung auf der Diagonale a7-g1 zu verstärken hilft nur ein frecher Schlüsselzug:

1. Da5!! Zugzwang

1. … Kd4 2. Dc3 matt

1. … Kf2 2. Sg4 matt!

1. … bxa5 2. Lc5 matt!! Modellmatt

1. … a6 2. Dxb6 matt

1. … f2 2. Dc3 matt

1. … Lc1 zieht 2. D(x)d2 matt

Der pointierte Schlüsselzug mit dem abseitigen Damenopfer gibt zwar ein weiteres Fluchtfeld frei, kontrolliert nun aber entscheidend die Felder auf der benachbarten Diagonale a5-e1. Nach Annahme des Damenopfers ergibt sich zudem ein Modellmatt. Ein schlackenloser, zeitlos eleganter Zweizüger mit spektakulärem Schlüssel.

Kommentare: Nachdem man leicht resigniert festgestellt hat, dass aktive Drohungen von Weiss nicht zum Ziel führen, bleibt noch der Versuch mit Zugzwang. Umso schöner dann die Feststellung, dass sich diese Idee mit einem Damenopfer kombinieren lässt, das sowohl bei Annahme als auch bei Ablehnung «funktioniert». Ein schlichtes Problem mit besonderem Reiz! (G. Rusch, Spreitenbach) Ein luftiges und doch abwechslungsreiches Zugzwangproblem dank unaufdringlichem Opferschlüssel mit Fluchtfeldfreigabe. (C. Nordt, Hombrechtikon) Ein Opferschlüssel der Extraklasse mit Zugzwang und zweiter Fluchtfeldfreigabe: ein unvergesslicher Oldtimer! (R. Gygax, Genf) Ein reichhaltiges Zugzwangproblem mit einem gefälligen Schlüssel. Und falls die Dame geschlagen wird, sieht man auch noch ein Mustermatt. (W. Weidert, Zürich) Eine luftige Aufgabe mit Fluchtfeldfreigabe und effektvollem Damenopfer. (N. Biveroni, Effretikon) Ein immergrüner Zugzwang-Oldtimer mit überraschendem Damenopferschlüssel und sehr hübschen Mattbildern! (S. Bomio, Bordighera ITA) Ein Damenopferschlüssel und ein zusätzliches Fluchtfeld für den schwarzen König machen den Reiz dieser schlanken Aufgabe aus. (D. Friedli, Ostermundigen) 1. Da5! sieht zu gut aus, um nicht die Lösung zu sein. (Th. Maeder, Bern) Après la sublime clé et l’intéressant Zugzwang, il y a, parmi d’autres, la prise de la Dame blanche avec le mat 2. Fc5. Superbe! (Th. Ott, Genf) Der Bauer b6 ist sofort verdächtig. Ein «lockerer» Zweizüger mit einem überraschenden Damenzug. (J. Meli, Bern) Ein prächtiges Zugzwangproblem mit fünf überraschenden Varianten. (B. Wernly, Muri BE)

Weitere richtige Lösungen sandten: R. Schweizer, Neuhausen; H. Wyss, Sierre; R. Wüthrich, Langenthal; K. Köchli, Bonstetten; Ch.-H. Matile, R. Hauser, Fontainemelon.

Lösung Nr. 4940

Chris Handloser (Schweiz), «idee & form» 2003, 1. Preis. Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

In dieser einladenden Stellung fallen die beiden schwarzen Türme auf, die mit der Kontrolle der Felder c6 und e5 sofortige Matts verhindern. Somit liegt ein Läuferopfer auf dem Schnittpunkt der beiden Turmlinien nahe, um eine Plachutta-Verstellung zu schaffen.

Bei einer solchen Verstellung besetzt Weiss den Schnittpunkt zweier Linien von gleichschrittigen, schwarzen Langschrittlern. Dadurch entsteht eine Doppeldrohung, die mit der Annahme des Opfers durch die beiden Langschrittler zwar noch abgewehrt werden kann. Da dadurch aber der andere Langschrittler verstellt bleibt, setzt Weiss nun mit demjenigen Drohzug fort, der diese Verstellung ausnützt und den Stein auf dem Schnittpunkt von seiner ursprünglich kontrollierten Linie ablenkt.

Diese Ablenkungen geschehen wie bei der nahverwandten Holzhausen-Verstellung, nur dass dort die Verstellungen auf dem Schnittpunkt ohne weissen Opferstein erzwungen werden. (siehe Nr. 4864 Werner, oder auch Nr. 4880 Hannemann)

1. Le6! droht 2. Sxc6 matt und 2. Le5 matt

Gegen diese Doppeldrohung ist nur die Annahme des Opfers wirksam.

1. … Texe6. Reflexartig versucht man nun die Verstellung auszunutzen. Aber die für eine Plachutta-Verstellung typische Fortsetzung 2. Sxc6+? wäre nur erfolgreich, wenn Schwarz auch dieses zweite Opfer annähme:

2. … Sxc6+? Txc6?? 3. Le5 matt, aber 2. … Kc4! 3. Sd6+?? Dxd6!

Lehnt Schwarz also das Opfer ab und nutzt mit dem König die neue Fluchtmöglichkeit, ist kein Matt möglich.

2. Le5+! Weiss kommt nur zum Ziel, wenn er mit der vermeintlich schwächeren Plachutta-Drohung fortsetzt!

2. … Txe5 3. Dc4 matt und 2. … Kd5 3. Lf6 matt!!

1. … Tgxe6. Auch hier scheitert die erwartete Fortsetzung 2. Le5+? wiederum an der nun möglichen Königsflucht, während bei Annahme des Opfers alles themagemäss verliefe:

2. … Le5+? Txe5?? 2. Sxc6 matt, aber 2. … Kd5! 3. Lf6+?? Lxf5!

2. Sxc6+! Wiederum schlägt die Fortsetzung durch, die aus der Verstellung des Te7 keinen Nutzen zieht.

2. … Txc6 3. Dd5 matt und 2. … Kc4 3. Sd6 matt!!

Beide Varianten gipfeln nach den Königsfluchten in spektakulären, fesselungsnutzenden Matts. Verstärkt wird der harmonische Eindruck zudem durch den jeweils reziproken Tausch der Flucht- und Mattfelder von König und Dame. Die Plachutta-Verstellung auf e6 wird also auf überraschende, paradoxe Weise genutzt.

Wieland Bruch schrieb in seinem Preisbericht: «Plachutta-Nutzung einmal nicht wie gewohnt, sonders andersherum! Das ist nun wirklich paradox und dank der subtilen und einheitlichen Dualvermeidung auch strategisch hochinteressant. (…) Der klare Turniersieger trägt unverkennbar die ganz persönliche Handschrift des Autors. (…) Glückwunsch!»

Als Zusatz-Problem stellt sich dem Löser nun natürlich die Frage, was denn das Läuferopfer auf e6 nützt, wenn es nicht für eine reziproke Verstellung der Türme dient. Die Antwort ist die mittels einer Doppeldrohung erzwungene Annihilation des Läufers, um der Dg8 die Diagonale zu den Mattfeldern c4 und d5 so öffnen zu lassen, dass die schwarze Dame keine Zeit zum Eingreifen hat.

Ein abwechslungsreiches, in tadelloser Form realisiertes Problem, das nicht nur durch die paradoxe Idee, sondern auch durch die Analogien bei den raffinierten Mattbildern und der Dualvermeidung in den beiden Varianten begeistert. Ein eindrückliches Meisterwerk.

Kommentare: «Verkehrter Plachutta» – schade, dass der Satz mit dem «richtigen Plachutta» nicht ganz funktioniert. (Th. Maeder, Bern) Witzig und überraschend: Der gute alte «Plachutta», aber gegen den Strich gebürstet! (N. Biveroni, Effretikon) Durch eine Plachutta-Drohung entstehen zwei analoge, prächtig ausdifferenzierte Mattführungen: Schwarz schlägt zuerst den weissen Läufer, fesselt dann durch Königsfluchten seinen Turm und erlaubt zwei imponierende Mattbilder oder öffnet die weisse Damenlinie mittels Annihilation zu einem zweiten Matt. (S. Bomio, Bordighera ITA) Dass der lästige weisse Läufer durch einen Plachutta geopfert werden kann, war wegen der resultierenden Öffnung der Läufer- oder Damenlinie nicht leicht herauszufinden. Der 1. Preis und der Begriff Meisterwerk gehen voll in Ordnung. (W. Weidert, Zürich) Ein besonders harmonischer und eleganter Inhalt mit Plachutta und Fesselungsmatts. Tatsächlich ein Meisterwerk! (Ch.-H. Matile, Roland Hauser, Fontainemelon) Doppelte Drohung dank genialem Provokationsschlüssel im Schnittpunkt der schwarzen Turmachsen, Fesselungen, Abzugsblockade: tatsächlich ein absolutes Meisterwerk! (R. Gygax, Genf) Dass dem Ld5 eine Schlüsselrolle zukommen könnte, ahnt man ziemlich schnell. Nach dem Durchschauen der Verführungen kommt die freudige Entdeckung 1. Le6, womit durch die Unterbrechung der relevanten schwarzen Turmlinien sowohl Sxc6 matt als auch Le5 matt droht. Gegen das famose Zusammenspiel der weissen Figuren gibt es kein Entrinnen. (G. Rusch, Spreitenbach) Zwei Wunderzüge nach der Königsflucht. (D. Friedli, Ostermundigen) Ein wirklich sehr schön gestaltetes Problem. Der Läuferlösungszug blockiert die schwarzen Türme und droht mit zwei Mattzügen unterschiedlicher Steine. Wenn nun Schwarz mit den Türmen den Läufer schlägt, folgen die gleichen schachbietenden Züge wie zuvor und zuletzt muss der dritte weisse Zug Fesselungen, Verstellungen und Linienöffnungen geschickt nutzen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Après la clé facile, les deux variantes noires sont étonnantes, la suite est géniale et les clouages des Tours permettent de mater (Th. Ott, Genf) Ein prächtiges Problem, das auch für weniger routinierte Löser gut lösbar ist. Besonders schön ist das reine Matt 3. Sd6 matt! (B. Wernly, Muri BE) Nicht unbedingt schwer zu lösen, dafür ein sehr schönes Problem! (R. Wüthrich, Langenthal)

Eine weitere richtige Lösung sandte: R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4939

Per-Erik Back (Schweden), Schackvärlden, 1943, 5. Preis. Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Auf zwei starke schwarze Züge, die Königsflucht und das Gegenschach, hätte Weiss bereits eine Antwort. Die beiden Satzmatts sind: 1. … Kxd5 2. Tc5 matt und 1. … Sc5+ 2. dxc5 matt. Wäre das Fluchtfeld d5 gedeckt, stünden Weiss bereits die drei Mattzüge 2. Sc4, Se4 und Sf5 matt zur Verfügung. Weiss versucht nun aber nicht das Fluchtfeld mit etwa 1. e4? (1. … Se3!) zu decken, sondern spielt

1. Kc8! droht 2. Td7 matt, mit dem Satzmatt 1. … Kxd5 2. Tc5 matt

Das Satzmatt bleibt in der Lösung gleich. Spannend wird es hingegen bei den drei folgenden Abspielen: Zur Widerlegung des Drohspiels wird Schwarz nun dreimal gezwungen, eine weisse Deckungslinie zu diesem Fluchtfeld zu öffnen, so dass theoretisch die drei erwähnten Springermatts gleichzeitig möglich wären. Aber durch den Verteidigungszug selbst und eine Schliessung der Deckungslinie durch den Mattzug reduzieren sich diese Mattmöglichkeiten jeweils auf eine einzige:

1. … Tc2 2. Sf5 matt! (2. Se4+?? Kxd5! verstellt die soeben geöffnete Diagonale der Dh1, bzw. 2. Sc4+?? Txc4!)

1. … Sxd4 2. Se4 matt! (2. Sc4+?? Kxd5! verstellt die soeben geöffnete Diagonale des La2, bzw. 2. Sf5+?? Sxf5!)

1. … exd4 2. Sc4 matt! (2. Sf5+?? Kxd5! schliesst die soeben geöffnete Linie des Th5, bzw. 2. Se4+?? Txe4!)

Diese Mattdifferenzierungen können so umschrieben werden: Öffnet Schwarz mit dem Verteidigungszug eine weisse Linie zu einem Fluchtfeld, muss Weiss von zwei scheinbar möglichen Mattzügen denjenigen wählen, der diese weisse Deckungslinie nicht wieder unterbricht.

Dies ist die Definition des Mari-Themas (nach dem italienischen Komponisten Alberto Mari, 1882 -1953), das in einem Variantenpaar mit reziproker Mattnutzung und passiver Dualvermeidung dargestellt wird. In unserem Problem haben wir drei Themalinien und somit ergibt sich ein formschöner Mari-Zyklus mit Trippelvermeidung; passiv bei den eigene Linien verstellenden Mattzügen und aktiv bei der Kontrolle des dritten möglichen Mattfeldes durch den Verteidiger. Trotz der geringen Anzahl Varianten erfordert die Wahl des jeweils richtigen Mattzugs Aufmerksamkeit und so ergibt sich eine ansprechende, inhaltliche Fülle. Ein elegantes Problem!

Kommentare: Zyklische Tripelvermeidung mit fast einheitlichen Effekten. (Th. Maeder, Bern) Sehr schöne Trippelvermeidung. Abwechslungsweise deckt Weiss mit Dame, Turm und Läufer den weissen Bd5. (R. Wüthrich, Langenthal) Fluchtfeldaufhebende Paraden und Lipizzaner in der Hauptrolle eines originellen und schönen, dualfreien Szenarios! (R. Gygax, Genf) Wunderbar. Ein verdienter Platz im Fide-Album! (C.-H. Matile, Roland Hauser, Fontainemelon) Der weisse König müsste trotz des drohenden Springerschachs nicht wegziehen, aber auf c8 kontrolliert er entscheidend das Feld d7. Danach öffnen die Abwehrzüge Linien der weissen Langschrittler und dies führt zu 3 dualfreien Springermatts. Schlägt der König auf d5, ergibt sich zusätzlich eine attraktive Fesselungsvariante. (W. Weidert, Zürich) Einfach zu durchschauen. Die weisse Schwäche d7 kann nur der König aufheben: 1. Kc8 ermöglicht gleichzeitig das Doppelschach Td7. Alle aussichtsreichen Verteidigungszüge entblössen jeweils eine Linie zum zuvor ungeschützten Bd5, womit dem schwarzen König dieses potenzielle Fluchtfeld genommen wird. (G. Rusch, Spreitenbach) Ein Problem mit schönen Verführungen, im wahrsten Sinn des Wortes, die mich recht lange vom Schlüsselzug abgelenkt hatten. (B. Wernly, Muri BE) Après la clé intéressante, il y a cinq mats différents! La case d5 est très importante. (Th. Ott, Genf) Ohne den schwarzen Randbauern wäre der Königszug als Lösung offensichtlich. (R. Schweizer, Neuhausen) Sehr schöne Trialvermeidungen! (N. Biveroni, Effretikon)

Weitere richtige Lösungen sandten: D. Friedli, Ostermundigen; C. Nordt, Hombrechtikon.

Lösung Nr. 4938

Andrej Schurawljow (Russland), Wettkampf Tula - Moskau 1987 3. Platz, Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Sofortige Abzüge der weissen Batterie wären verfrüht, denn der gegnerische König könnte sich über eines der entstehenden Fluchtfelder in Sicherheit bringen. Weiss verbessert also zuerst seine Stellung. Ein feldräumender Hinterstellungszug des bislang unbeschäftigten Td8 schafft eine stille Drohung:

1. Tg8! droht 2. d8=S! (droht 3. Sf7 matt) Txd5 3. Sg6 matt (2. d8=D?, droht 3. Sg6 matt, geht nicht wegen 2. … Txd5!!)

1. … Sh5 2. Lb6+! Kf4 3. Lxc7 matt; 1. … Se6 oder Se8 2. Lf2+! Kf4 3. Lxg3 matt

Der Wahl des Feldes mit dem Schlüsselzug wird in diesen beiden Abspielen bereits klar: Es geht um die Kontrolle des Feldes g5 durch den Turm auf g8. Die schädlichen, linienöffnenden Züge des Sg7 sind zudem auf treffliche Art dualvermeidend, so dass jeweils nur ein Abzugsschach auf der Diagonalen a7-g1 zum Ziel führt.

1. … Tc5 2. Lg5+! Kd4 3. Lxf6 matt; 1. … Txd5 2. Lc1+! Kd4 3. Lb2 matt

Auch hier sind die Turmzüge für Schwarz schädlich, da der La6 durch die Öffnung der Diagonalen a6-f1 die Kontrolle über die zukünftigen Fluchtfelder c4 und d3 erlangt. Damit wird eine dualistische Fortsetzung mit zwei Abzugsschachs auch der Diagonalen c1-h6 provoziert. Die Turmzüge differenzieren jedoch wiederum selbst die beiden Fortsetzungen dualvermeidend.

Eine stille Drohung gibt Schwarz mehr Zeit zur Verteidigung. Dadurch können sich auch Varianten mit versteckteren Verteidigungsideen ergeben, die für den Löser schwieriger zu entdecken sind. Hier sind gleich drei Verteidigungen nicht gegen die Drohung gerichtet, sondern suchen ausschliesslich das Gegenspiel mittels einer Schachdrohung. Somit entsteht ein Variantenquartett, bei dem viermal eine Siers Batterie zum Einsatz kommt – für einmal mit einem Läufer als Vorderstein: Mittels Abzugsschach lenkt dieser den gegnerischen König auf ein von ihm freigegebenes Fluchtfeld und setzt ihn dann selbst matt.

Direkt gegen das Drohspiel ist hingegen diese Zusatzvariante gerichtet:

1. … Txb7 2. d8=D! (droht 3. Sg6 matt) Txd5 3. Dxd5 matt! (2. … f4 3. L-a7 matt oder L-g1 matt)

Der schwarze Doppelturm ist abgebaut und somit wird die Parade 2. … Txd5 gegen die neue Dame wirkungslos. Dass diese Variante die «Verführung» 2. d8=D? des Drohspiels als nun wirksame Fortsetzung wieder aufnimmt, ist eine gelungene Pointe und rundet den thematischen Inhalt mit den vier durch Dualvermeidung differenzierten Abzügen einer Siers Batterie auf perfekte Weise ab.

Kommentare: Ein sehr schöner Dreizüger mit schiefem Echospiel, wie man es häufig in Hilfsmattproblemen sieht, und zweimal reziproker Dualvermeidung. (Th. Maeder, Bern) Geschickter Auswahlschlüssel als Schutz vor einem Gegenschach durch den Springer, dazu die verblüffende Show des Batterieläufers: eine grossartige Kreation. Hut ab vor den Lösern! (R. Gygax, Genf) «Siers’ Läufer» im Quartett, aus allen Läufer-Himmelsrichtungen! Garniert mit Springer-Umwandlung in der gut versteckten Drohung und Damen-Umwandlung in einer Nebenvariante. Hat das Löserherz erfreut! (N. Biveroni, Effretikon) Nach dem Schlüsselzug muss der Tb5 für den La6 und der Sg5 für den Tg8 Linien öffnen. Sehr schön sind dann die Läufermattzüge auf allen vier Seiten. (R. Wüthrich, Langenthal) Schwarze Schachdrohungen verhindern nach dem Wegzug des Turms zwar die Bauernumwandlung, haben dann aber vier sehenswerte Abzugsschachs der Turm-Läufer-Batterie auf beiden Läuferdiagonalen zur Folge. (W. Weidert, Zürich) Nach dem Schlüssel sind die vier thematischen Abzüge des Le3 recht beeindruckend! Un «trois coups» pour grosses pointures! (C.-H. Matile, Roland Hauser, Fontainemelon) Schon die Mattdrohung durch einen dritten Springer ist originell, doch am meisten Kopfzerbrechen bereitete mir die Frage, wohin mit dem Turm. (D. Friedli, Ostermundigen) Schwer durchschaubare Drohung mit subtilem, Feld räumendem Hinterstellungsschlüssel und stiller Fortsetzung mit Bauernunterverwandlung und prächtige, paarweise analoge, fein ausdifferenzierte Mattführungen durch weisse Linienöffnungen und Batterienutzungen. (S. Bomio, Bordighera ITA) Absolument génial! Après la clé, les Blancs ne jouent que le Fou sur les deuxièmes et sur les troisièmes coups. Mais pourquoi n’a-t-il que le troisième prix? (Th. Ott, Genf) Die Lösung zu finden war anspruchsvoll, was im Nachhinein etwas verwundert. Wohl weil eigentlich zwei Probleme drinstecken. (C. Nordt, Hombrechtikon) Weiss kann sich nicht ausschliesslich auf sein Abzugsschach verlassen, weil nicht gleichzeitig d4 und f4 gedeckt werden können, und muss also eine zweite Drohung aufbauen, gleichzeitig jedoch einem Schachgebot von Schwarz im zweiten Zug zuvorkommen. Was liegt näher, als dem d7-Bauern die Umwandlung zu ermöglichen?! Aber einzig Tg8 kann eine denkbare Flucht des schwarzen Königs auf die g-Linie verhindern! Ein sehr vielseitiges Problem mit imposanten Mattbildern, wo zur Abwechslung – je nach Verlauf – auch einmal drei Springer zusammenspannen müssen, um das Matt zu erzwingen. (G. Rusch, Spreitenbach)

Lösung Nr. 4937

Fadil Abdurahmanović (Bosnien), Schach-Echo 1975, 1. Preis, Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

In diesem brillant konzipierten Problem gab es mehrere Verführungen zu beachten. Der weisse Turm im Zentrum ist ungedeckt und zudem durch vier weitere Steine angegriffen. Falls Schwarz zugreifen würde, hätte Weiss darauf bereits vier Antworten:

1. … Kxe5 2. Df6 oder Lg7 matt; 1. … Txe5 2. c3 matt; 1. … Lxe5 2. Dxd2 matt; 1. … dxe5 2. Lc5 matt

Räumt nun der Springer das Feld, um dem Te5 ein Drohmatt zu ermöglichen, muss er aufpassen, dass er die vier bestehenden und die nun neu geschaffene Mattmöglichkeit auf 1. … Sxe5 nicht beeinträchtigt.

1. Se7? (droht 2. Td5 matt), aber 1. … dxe5!, da der Lf8 verstellt ist.

1. Sf6? aber 1. … Kxe5! und es gibt kein Matt auf der langen Diagonalen.

1. Se3? aber 1. … Lxe5!, weil das Damenmatt auf d2 unmöglich ist.

1. Sc3? aber 1. … Txe5!, da das Mattfeld auf c3 blockiert ist.

1. Sb6? aber 1. … Sxe5! und der Ta6 kann die neu geschaffene Mattmöglichkeit auf d6 nicht nutzen.

Nur auf c7 kommt der Springer keinem Mitstreiter in die Quere:

1. Sc7! droht 2. Td5 matt

1. … Kxe5 2. Lg7 matt; 1. … Txe5 2. c3 matt; 1. … Lxe5 2. Dxd2 matt; 1. … Sxe5 2. Txd6 matt; 1. … dxe5 2. Lc5 matt

Ein sechsfacher Auswahlschlüssel des Sd5, der durch fünf verschiedene Opferannahmen auf e5 differenziert wird und dort viermal einen Block verursacht. (Für Stocchi-Blocks fehlt die alleinige Blocknutzung beim Mattzug. So werden die Matts zusätzlich durch Linienöffnungen bzw. Aufgabe der Deckung des Mattfeldes ermöglicht.)

1. … Se3 2. Txe4 matt

Das altbekannte Thema eines Auswahlschlüssels wird hier mit auf wunderbare Weise mit einheitlich motivierten Verführungswiderlegungen auf dem gleichen Feld kombiniert: Ein brillant konzipiertes, zeitloses Meisterwerk.

Kommentare: Das Informalturnier des Schach-Echo war damals weltweit eine der besten Adressen, und man sieht, warum dieser prächtige Zweizüger sogar dort obenausschwang. (Th. Maeder, Bern) Nicht schwer, aber eindrücklich, dass der ungedeckte Te5 von Schwarz fünfmal geschlagen werden kann, dabei aber Linien öffnet bzw. versperrt. Damit dies gelingt, darf der feldfreigebende Sd5 keine der folgenden Mattzüge behindern. (C. Nordt, Hombrechtikon) Brillant, wie sich durch die schwarzen Abwehrzüge – fünfmal wird der Turm geschlagen – Linien öffnen und schliessen und neue Matts ermöglichen. (D. Friedli, Ostermundigen) Trotz einer leicht zu erkennenden Schlüsselfigur, da der benachbarte Turm am Knotenpunkt der schwarzen Angriffe steht, ein Meisterstück der Konstruktion! (R. Gygax, Genf) Prächtiger Auswahlschlüssel mit fast vollständigem Springerrad, fünf von sechs Verführungen scheitern an der Verstellung einer eigenen Linie. (N. Biveroni, Effretikon) Attraktives Problem mit einem Mattfeld räumenden, virtualen 7/8-Springerrad. (S. Bomio, Bordighera) Ein recht didaktisches Problem für (fortgeschrittene) Anfänger! Da schon fünf Matts im Satz vorhanden sind, versuchte ich es zuerst mit 1. Sc7! und musste feststellen, dass alles klappte. (C.-H. Matile, R. Hauser, Fontainemelon) Cinq essais et la clé. Jolis mais relativement faciles. (Th. Ott, Genf) Ein herrlicher Reigen von Verführungen mit identischer Drohung, ausgelöst durch ein beinahe perfektes Springerrad und verbunden mit dem Kunststück, dass jede Verführung durch eine andere Figur widerlegt wird! Dass es dann trotzdem der Springer ist, der den entscheidenden ersten Zug ausführt, schmälert die Schönheit dieser Komposition in keiner Weise und wird auch wettgemacht durch die Vielfalt der Mattzüge. (G. Rusch, Spreitenbach)

Weitere richtige Lösung sandten: R. Wüthrich, Langenthal; R. Schweizer, Neuhausen.

Lösung Nr. 4936

Alexander Kusowkow (Russland), Probleemblad 1987, 2. ehr. Erw., Weiss zieht und setzt in 3 Zügen matt.

Mitten in einem imposanten Figurenhaufen steht der Se5, der von gleich fünf schwarzen Steinen bedroht wird. Würde er geschlagen, entstünde in vier Fällen immerhin ein Fluchtfeldblock. Greift allerdings der schwarze König selbst zu, hat Weiss schlicht keine klugen Fortsetzungen. Er muss also in erster Linie etwas gegen die Drohung 1. … Kxe5 bereitstellen und dies gelingt mit einem feldräumenden Schlüssel:

1. Th4! droht 2. Dxd3+ Kxe5 3. Sg4 matt

1. … Kxe5 2. Sg4+! Ke4 3. De2 matt

Mit einem Schachgebot wird der König wieder aus seiner Festung geholt. Nun folgen aber vier pointierte Hauptvarianten mit stillen, fein differenzierten Fortsetzungen durch den Springer:

1. … Dxe5 2. Sf1! (droht 3. De2 matt und 3. Sg3 matt) De5~ / Tf6 3. De2 / Sg3 matt

1. … dxe5 2. Sd1! (droht 3. De2 matt und 3. Sc3 matt) Td6 3. Sc3 matt

Die stillen Fortsetzungen lassen Schwarz Zeit für eine Reaktion. Daher muss bei der Wahl des Springerzugs die jeweils beste schwarze Entgegnung in Betracht gezogen werden, also diejenige, die dem König ein Luftloch schaffte.

1. … Tfxe5 2. Sf5!! (droht 3. Sg3 matt) D, T, L, Bxf5 / Kxf5 3. De2 / Txf4 matt

1. … Tdxe5 2. Sd5!! (droht 3. Sc3 matt) T, Lxd5 / Kxd5 3. De2 / a8=D, L matt.

In beiden Varianten besetzt Weiss die von Schwarz soeben verlassenen Felder: Das ist zweimal das paradoxe Thema Umnow 1. Überraschenderweise kommt Weiss nicht zum Ziel, wenn der Se3 die Türme schlägt, sondern erst, wenn dieser sich ihnen auf ebendiesen Feldern selbst opfert!

Diese attraktiven Fortsetzungen werden dadurch begründet, dass dem Le6 jeweils die Diagonalen zu den weissen Türmen unterbrochen werden müssen. Die entsprechenden Springerzüge auf die Grundlinie, die dieselben Drohungen auslösten, scheiterten an 2. … Lxg4! bzw. an 2. … Lxc4! und die nun entfesselten Bauern verhinderten die Drohmatts. Ein überraschend reichhaltiges Problem mit raffiniertem Variantenspiel!

Zum Thema Umnow 1 siehe auch die Nr. 4888 Matthews & Burger. Beim ebenfalls paradoxen Thema Umnow 2 verteidigt sich Schwarz hingegen mit der Besetzung des Drohmattfeldes.

Kommentare: Die beiden Umnov-Varianten kommen ziemlich überraschend. Dafür gibt es mit der ungedeckten Satzflucht und dem Bauern a7 deutliche Wegweiser Richtung Lösung. (Th. Maeder, Bern) Sozusagen Blackbox mit Nebenkammern, überraschende Umnov-Fortsetzungen nach den beiden Turm-Paraden. (N. Biveroni, Effretikon) Ein sehr schönes symmetrisch Problem, mit glasklarer Idee. Überraschend, dass beide Springer geopfert werden, ist doch der schwarze König von eigenen Steinen gefangen. (C. Nordt, Hombrechtikon) Parce qu'apparemment insignifiante, la clé est plus difficile à trouver que la menace. Les coups tranquilles du cavalier provoquent à leur tour des mats inattendus! (C.-H. Matile, R. Hauser, Fontainemelon) Da hat Weiss eine gewaltige schwarze Festung zu knacken! Dass Weiss mit einem Turm dem Se3 Platz machen muss für die anschliessende Mattdrohung De2, liegt einigermassen nahe. Aber für die Ermittlung des richtigen Turmes müssen alle Varianten fein säuberlich durchgerechnet werden. Huch! (G. Rusch, Spreitenbach) Gegen die Drohung kann Schwarz im ersten Zug fünffach parieren, indem er den Se5 schlägt. (R. Wüthrich, Langenthal) Schwarz in einem kompakten Block von 14 Figuren; davon sind neun unbeweglich: ein origineller, witziger, nicht im geringsten trivialer Dreizüger! (R. Gygax, Genf) Die kompakte Ansammlung von Figuren macht es zuerst schwierig, den Überblick zu behalten. Aber dann opfert sich der Se5 insgesamt sechsmal und zweimal auch noch sein Kollege für das Matt; mit wundervollem Sinn für Symmetrie. (D. Friedli, Ostermundigen) Après la clé, il y a quatre coups du cavalier superbes. (Th. Ott, Genf) Das verlockende Damenschach auf d3 legt den Schlüssel nahe. Der fünffach einstehende Se5 sorgt für ein eindrückliches halbes Springerrad des Se3, und der Le6 verhindert duale Fortsetzungen. Da mussten sich die Teilnehmer an der Lösermeisterschaft schon anstrengen. (W. Weidert, Zürich)

Lösung 4935

Wjatscheslaw Piltschenko (Russland), «64» – SHahmatnoe obozrenie, 1986, 2. ehr. Erw., Weiss zieht und setzt in 2 Zügen matt.

Beliebige Züge des Ld6 ermöglichten die Drohung 2. Td6 matt. Schwarz kann als Verteidigung dreimal die 4. Reihe besetzen:

1. Ld6 ~? droht 2. Td6 matt

1. … Le4 2. Dxe4 matt x1

1. … Sd4 2. Sf4 matt! x2

1. … Sc4 2. Dxc4 matt x3

zudem: 1. … Sb5 2. Dc4 matt

Aber 1. … Sxb4! lässt diesen primären Angriff scheitern.

Um diese Parade schädlich werden zu lassen, setzt der Läufer den Angriff fort. Mit einem sekundären Angriff präzisiert er das Zielfeld und deckt das Feld d4 ein zweites Mal.

1. Lc5!? droht 2. Td6 matt

1. … Le4 2. Dxe4 matt y1

1. … Sd4 2. Dxd4 matt y2

1. … Sc4 2. Sf4 matt! y3

Ferner: 1. …Sxb4 2. Dd4 matt,

aber 1. … Sb5!

Der sekundäre Angriff ist erst erfolgreich, wenn die zweite Deckung des Feldes d4 von der anderen Seite erfolgt:

1. Le5! droht 2. Td6 matt

1. … Le4 2. Sf4 matt! z1

1. … Sd4 2. Dxd4 matt z2

1. … Sc4 2. Dxc4 matt z3

Vergleicht man die ersten beiden Varianten der Lösung (z1 und z2) mit den ersten beiden des primären Angriffs 1. Ld6~? (x1 und x2) ist ein Wechsel der Schädigungsnutzungen erkennbar. Dies ist das Merkmal des Bikos-Themas, das so definiert wird: Bei einem Variantenpaar werden in zwei Phasen Schlagnutzung und Blocknutzung reziprok vertauscht. (nach dem griechischen Komponisten Spyros Bikos (1911-1987).

Da es in dieser Aufgabe aber drei für das Thema interessante Varianten und drei Phasen gibt, können zwei weitere Variantenpaare ausgemacht werden, die das Bikos-Thema zeigen: x2 / x3 und y2 / y3, sowie y1 / y3 und z1 / z3. Somit ergibt sich ein Zyklus von Variantenpaaren, die das Bikos-Thema insgesamt dreimal darstellen.

Weitere Varianten:

1. … Sxb4 2. Dd4 matt

1. … Sb5 2. Dc4 matt

Zudem ist interessant, dass der Zug 2. Sf4 in allen drei Phasen als Thema B2 - Matt erscheint; jeweils nach verschiedenen Fluchtfeldblocks auf d4, c4 und e4. Beim Thema B2 darf mit dem Mattzug ein eigener Langschrittler verstellt werden, da das von ihm kontrollierte Fluchtfeld des gegnerischen Königs von Schwarz geblockt wurde. Ein viertes Mal taucht der besagte Springerzug zudem als Drohmatt in der Verführung 1. Df2? (aber 1. … g5!) auf.

Ein fortgesetzter Angriff, die dreifache Darstellung des Bikos-Themas und drei Thema-B2 - Matts des Sh3 auf der 4. Reihe ergeben einen leichtbekömmlichen Themenmix: Eine für die Teilnehmer angenehme Aufgabe zum Auftakt des Wettkampfs.

Kommentare: Fortgesetzter Angriff und dreimal Thema B2. Entweder die Dame kann auf c4, d4 oder e4 schlagen, oder der Springer kann eine Blockade nutzen: Matt- und Paradenwechsel in einer wunderbar lockeren Stellung. (N. Biveroni, Effretikon) Ein guter Einstieg in ein Lösungsturnier. Ökonomisch und übersichtlich, aber man muss genau hinschauen. (Th. Maeder, Bern) Après l’essai et la clé, il y a deux mats qui varient complètement. Jolis! (Th. Ott, Genf) Ein geeignetes, einfaches Aufwärm-Problem zum Einstieg in die Meisterschaft. (C. Nordt, Hombrechtikon) So eine «Bananenschale» von Problem verlangt vor allem grosse Aufmerksamkeit (C.-H. Matile; R. Hauser, Fontainemelon) Ein Räumungsschlüssel liegt auf der Hand, aber nicht, dass der Läufer ausgerechnet auf das einzige Feld zieht, auf dem er geschlagen werden kann, was übrigens nicht das Geringste am Drohmatt ändert. (D. Friedli, Ostermundigen) Eine Lösung, die Spass gemacht hat. Die Drohung 2.Te6 matt nach Wegzug des Läufers ist vielversprechend, aber wohin wohl? Ausgerechnet das Läuferopfer bringt die Lösung. (B. Wernly, Muri BE) Man sieht schnell, dass der Ld6 wegziehen muss und das Feld e5 bietet sich an, damit der Te8 Sinn macht. Ein gefälliges, einfaches Problem. (W. Weidert, Zürich) Unterhaltsames und elegantes Auswahlschlüsselrätsel, eine herbstliche Leichtkost! (R. Gygax, Genf) Leicht verdaulich ohne Hintersinne. Der weisse Läufer räumt seinen Platz für die Mattdrohung durch den Turm. Auf alle Abwehrvarianten von Schwarz hat Weiss eine passende Antwort exklusiv auf der vierten Linie. (G. Rusch, Spreitenbach)

Weitere richtige Lösungen sandten: B. Kunzi, Ebmatingen; R. Wüthrich, Langenthal.

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