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Das neue Leben des Roger Federer«Dann denke ich: Wow, das war eine richtig gute Rede, Roger!»

Wink ins Publikum: Roger Federer im Oktober bei seiner Verabschiedung am Turnier in Shanghai.

Roger Federer macht sich nach seiner Karriere rar, was das Tennis betrifft. Man hört ihn nicht als TV-Kommentator wie viele andere Grössen, und auch auf Social Media kommentiert er das aktuelle Geschehen wie zuletzt das Australian Open nicht. Die Ausnahme bildet sein Laver-Cup, der in diesem Jahr vom 20. bis 22. September in Berlin stattfinden wird und für den er schon jetzt die Werbetrommel rührt. So gab er der «Süddeutschen Zeitung» zusammen mit seinem Agenten Tony Godsick ein Videointerview, in dem er ausführlich über seinen Teamwettbewerb, Deutschland und sein Familienleben spricht.

Der Laver-Cup, der zuletzt in Vancouver stattfand, hat als Premium-Event und ohne einen aktiven Federer keinen leichten Stand. Zumal Saudiarabien mit viel Geld ins Tennis drängt. Für Oktober wurde das «Six Kings Slam» in Riad angekündigt, für das die Grand-Slam-Champions Djokovic, Nadal, Alcaraz, Sinner und Medwedew sowie Jungstar Rune verpflichtet wurden.

Der Laver-Cup in Saudiarabien?

Saudiarabien eröffnet aber auch dem Laver-Cup neue Perspektiven. So sagt Godsick: «Eines Tages könnte der Laver-Cup in Saudiarabien sein. Wir rotieren ja zwischen europäischen Städten und Städten im Rest der Welt. Ich gehe davon aus, dass Saudiarabien irgendwann in der Zukunft Teil dieser Diskussion sein wird.»

Die Debatte ums Sportswashing des Golfstaats, das Aufpolieren des Rufs durch Sportevents, beschäftigt Godsick nicht. Er sagt: «Sport ist eine Sprache, die jeder spricht. Sport kann Dialog und Veränderung ermöglichen.» Und das Tennis sei bezüglich Saudiarabien ja eher spät dran. Nun gut, fürs Erste macht das Event in Berlin Station. Federer wird da sein, aber nicht als Captain. «Ich sehe mich eines Tages als Teamcaptain, aber ich würde gerne noch jemanden auf diesem Posten sehen, der zur Generation nach Rod Laver gehört. Jemanden aus der Altersgruppe 50 bis 65. Diese Jungs verdienen es zuerst, ehe ich mal dran bin.»

Er fühle sich wohl im Tennis-Ruhestand, betont Federer. «Das Leben ist grossartig. Ich bin sehr glücklich. Der Wechsel von der aktiven Karriere ins Leben danach war schon eine Umstellung, auch wenn alles eher soft passierte. Ich war ja die Jahre davor öfter verletzt, alles lief bereits langsamer ab. Hinzu kam die Pandemie.» Der 42-Jährige, der mit seiner Familie ein Chalet in Valbella besitzt, frönt dem Skifahren, auf das er für seine Tenniskarriere die letzten 20 Jahre verzichten musste. Die letzten drei Wochenenden sei er auf der Piste gewesen, so Federer.

Die Vorhand funktioniert noch

Momentan drehe sich noch vieles um die vier Kinder. Die Zwillingstöchter Myla und Charlene sind 14, die Zwillingssöhne Leo und Lenny 9. Nur schon deren Programm zu organisieren, koste viel Zeit. Kürzlich habe er aber erstmals wieder einen Tennisplatz für sich und seine Frau Mirka gebucht und es genossen, mit ihr zu spielen. Obschon seine Vorhand am Montag exzellent funktioniert habe, schliesse er eine Rückkehr auf den Court am Laver-Cup indes aus.

Auch als 20-facher Grand-Slam-Champion und Weltstar beschäftigen Federer die Sorgen eines normalen Vaters. Der permanente Zugang der Kinder zum Internet erschwere es, ihnen die wahren Werte zu vermitteln. «Ich versuche, ein guter Vater zu sein. Das ist nicht immer einfach, vor allem mit den 14-jährigen Mädchen. Sie haben gerade ihre eigenen Köpfe. Wir sind eine enge Familie, die es liebt, Zeit zusammen zu verbringen. Aber auch wir müssen die Mädchen ihre eigenen Erfahrungen machen lassen.»

Federer, der Motivationsredner

Nicht immer dringe er zu seinen Kindern durch, so Federer. «Ich fühle mich wie ein Motivationsredner zu Hause. Manchmal schliesse ich und denke mir: Wow, das war eine richtig gute Rede, Roger! Und fünf Minuten später wurde nichts von dem gemacht, was ich gesagt hatte.» Aber das sei okay, er bleibe dran.

Seine Spiele, Titel und Rekorde sind zu Hause nicht mehr oft Thema. Er erzähle eher von den Erfahrungen auf den Reisen um die Tenniswelt oder von den Menschen, die er getroffen habe. Wenn seine Kinder aktiv etwas über seine Karriere wissen wollten, spreche er darüber, so Federer. «Sonst nicht. Das bin nicht ich.»