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Papablog: Kindgerechtes SpielzeugLärm, Spass und pädagogischer Wert?

Der Furby, ein zotteliges Plüschtier, optisch irgendwo zwischen Eule und Yoda, kam erstmals 1998 auf den Markt.

«Dieses Teufelszeug kommt mir nicht ins Haus», war meine erste Reaktion. Aber dann fiel mir ein, dass ich kein patriarchaler Tyrann bin und meine Kinder in ihrer Lebensgestaltung durchaus ein Wörtchen mitzureden haben. «Na gut, ihr dürft den Furby haben. Aber ihr müsst dafür eure Sparschweine schlachten.»

Für die Kinder – auch sonst keine Vegetarier – eine akzeptable Bedingung. Ich würde ja nicht 80 Prozent meines Vermögens für ein Spielzeug ausgeben, aber als ich über die Vorzüge einer frühen Einzahlung in die dritte Säule referierte, liefen die Kinder davon.

Furby? Da war doch was

«Moment mal, ein Furby?», werden nun einige von euch denken, die Jüngeren, weil: «Das war doch schon in meiner Kindheit ein Hype.» Richtig, und 2023 ist die fünfte Generation erschienen. Die Älteren mögen sich hingegen fragen: «Hä, was ist das?» Nichts Ausgefallenes, eigentlich. Ein zotteliges Plüschtier, optisch irgendwo zwischen Eule und Yoda angesiedelt. Es hat motorisierte Augenlider, kann rudimentär tanzen (so wie ich), und seine grossen illuminierten Ohren bewegen (im Gegensatz zu mir).

Vor allem aber kann es reden. Viel. Sehr viel. Gemäss Hersteller beherrscht es 600 Sätze. Und die versucht es in einer halben Stunde auch alle unterzubringen. Die Gymiprüfung würde das Vieh allerdings nicht bestehen. Seine Grammatik lässt jede Lehrperson erschaudern, und die Sätze sind mit Fantasiewörtern durchsetzt. Ist das pädagogisch wertvoll?

Er flucht und frisst täglich einen Satz Batterien

Als Eltern neigen wir zum schnellen Urteil: «Ihh, ein lärmiges, buntes Batteriespielzeug. Möchtest du nicht lieber diese Bauklötze aus unbehandelter Sumpf-Erle? Die wurden von Marianne, einer pensionierten Mathematiklehrerin aus Brülisau, entwickelt und von einer Schreinerei hergestellt, die Menschen mit ADHS beschäftigt.» Die wären auch leise. Der Furby aber blinkt, surrt und labert mehr Mist als der gesamte Stammtisch im Rössli. Und er verursacht regelmässig Geschwisterstreit. Die Bauklötze könnte man immerhin fair aufteilen – wenn Marianne nicht eine Primzahl davon in die Jutetüte gepackt hätte.

Furby aber hat zu allem Übel auch noch eine Funktion, die gesetzlich eigentlich verboten gehört: nachplappern in verschiedenen Stimmlagen. «Saaag etwas und ich spreche es naaach!», fordert er regelmässig in derselben Stimme, in der die Hexe damals Gretel und Hänsel ins Lebkuchenhaus lockte. So ein Spielzeug darf wirklich NIE in die Hände eines Kindes fallen, das gerade mitten in seiner fäkalen Phase steckt. So wie unser Beebers. Nun singt neben ihm auch der Furby von morgens bis abends in Bassstimme, Tenor und Falsett: «Bisi, Gagiloch, Kotzi, *Drückgeräusch*, Kack!»

Die Schoggiseite des hyperaktiven Gremlins

Immerhin: Die Kinder sind beschäftigt und das replizierte Analvokabular vermag sie nach jedem Streit wieder zu erheitern. Ausserdem hat der Brecht, als er die Innereien seines Sparschweins zählte, mehr Mathe gebüffelt als in seiner ganzen bisherigen Schulkarriere.

Und dann heute Morgen, nachdem ich den Brecht in die Schule geschickt hatte: Ich überlegte gerade, wie ich Beebers unterhalten könnte, und schaute ins Wohnzimmer, wo er auf dem Sofa sass und glücklich dem Furby die neongrünen Haare frisierte. Der wiederum erzählte in seinem schönsten Sonntagskauderwelsch irgendwas über Fürze. Das Kind sah meinen Blick und lächelte mich selig an. Ich muss wohl akzeptieren, dass Kinder eine andere Vorstellung von guter Unterhaltung haben. Willkommen in unserer Familie, Furby.