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Berner Marathon-Mountainbiker «Wenn es mir wehtut, muss es den anderen ja auch wehtun»

Beginnend mit dieser Saison, stehen für den Radprofi Marc Stutzmann einige Änderungen auf dem Programm.

Inmitten der malerischen schottischen Wälder, 85 Kilometer südöstlich von Glasgow, liegt der Glentress Forest. Bekannt für seine Wanderrouten, sein wechselhaftes Wetter – und für seine Biketrails.

Im August des letzten Jahres fand dort die WM im Marathon-Mountainbike statt – und die wurde zum persönlichen Highlight für Marc Stutzmann. Im Rennen über 96,5 Kilometer verpasste der Berner Oberländer mit seiner Zeit von 4:18:15 Stunden das Podest um nicht einmal zwei Minuten. Er wurde herausragender Vierter.

«Die kurzen Anstiege und technisch anspruchsvollen Abfahrten dieser Strecke liegen mir besonders», erzählt Stutzmann rund ein halbes Jahr später im Interview. Das habe wohl auch zu seinem bisher besten Resultat beigetragen. Aber natürlich ist das noch nicht genug für den 32-Jährigen, der längst an der Weltspitze angekommen ist. Für die neue Saison plant er nun, seinen Fokus voll auf den Sport zu richten.

Jetzt startet er im A-Team

Neu erhält der Simmentaler dank seiner Leistung nämlich die Möglichkeit, sich im A-Team bei Canyon Sidi zu beweisen – bisher musste er mit seiner Rolle als Backup-Fahrer vorliebnehmen.

Mit seinem Trainer Björn Kafka bestreitet er nun die zweite Saison, für die neue Challenge fühlt er sich mehr als gerüstet. «Speziell auf einen Wettkampf muss ich mir zur Vorbereitung gar keine Gedanken mehr machen – das kann ich zu 100 Prozent ihm überlassen.» Und das scheint, wie man am Beispiel Schottland sieht, zu funktionieren.

Stundenlang auf Biketrails unterwegs: Beim Marathon-Mountainbike braucht man ausserordentliche Ausdauer.

Neben dem Körperlichen ist ein weiterer wichtiger Fokuspunkt bei den rund 25 Rennen, die er pro Jahr teils über mehrere Tage bestreitet, die mentale Stärke. Normalerweise startet Stutzmann gut ins Rennen, trifft 1,5 bis 2 Stunden nach dem Start aber immer wieder auf mentale Hürden. «Für eine Medaille kommt es darauf an, ob ich diese schwachen Momente mit meiner Willenskraft überwinden kann oder nicht.»

Auch dafür ist er gerüstet. Seit zwei Jahren hat Stutzmann einen Mentalcoach, den er auf Abruf konsultieren kann. Neben Techniken wie der Visualisierung konzentriert er sich vor allem auf praktische Lösungen, wie beispielsweise Atemstrategien. «Und wenn es mir wehtut, dann muss es den anderen ja auch wehtun.»

Auch die Familie soll mehr Zeit bekommen

Eine grosse Veränderung, die es für Stutzmann im Vergleich aber erst seit dieser Saison gibt, ist die Auszeit von seiner Arbeit. In der Werkstatt bei einem führenden Fahrradhersteller ist er schon seit Jahren flexibel als Mechaniker zu 35 Prozent angestellt.

Und dank Sponsoren und dem monatlichen Lohn, den er vom Team Canyon Sidi erhält, kann er sich beginnend mit diesem Januar zum ersten Mal das finanzielle Risiko leisten, sich voll und ganz auf das Biken zu konzentrieren.

Natürlich spielen dafür sportliche Gründe eine grosse Rolle – am legendären Cape Epic Ende März in Südafrika peilt er schliesslich einen Podestplatz an –, aber die zusätzliche Zeit soll auch in die Familie investiert werden.

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Wie Stutzmann erzählt, ist er letztes Jahr schon ein bisschen am Limit gewesen. An seinen Arbeitstagen habe er immer Überstunden gearbeitet, sonst war er ständig im Training. «Und dann stellt sich natürlich noch die Frage, wo der Familientag bleibt.»

Stutzmann ist im Oktober 2022 Vater geworden, gewöhnt sich noch an seine neue Rolle – und profitiert auch davon. Früher war er vor Rennen regelmässig angespannt, «mir war es wichtig, dass ich unbedingt genug Schlaf bekam». Durch seine Tochter habe sich das geändert, es müsse nicht mehr alles perfekt sein. «In dieser Hinsicht bin ich viel lockerer geworden. Ich habe gemerkt: Der Sport ist nicht alles.»

Die neu gefundene Lockerheit und die Perspektive, sich voll auf das Biken konzentrieren zu können, zahlen sich für Stutzmann sichtlich aus. Das Rezept scheint gefunden. Zurzeit kämpft der Simmentaler beim Etappenrennen in Andalusien über 340 km und 10’500 Höhenmeter zusammen mit seinem Teampartner Andreas Seewald um den ersten Platz.

Die sechste und letzte Etappe nimmt das Duo am Samstag um 12 Uhr in Angriff.