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Ausnahmeathlet Grant HollowayDieser Mann ist erst 26, aber seit zehn Jahren ungeschlagen

Das nächste Rendez-vous auf grosser Bühne: Jason Joseph, der Hallen-Europameister, und Grant Holloway, der Hallen-Weltrekordhalter über 60 m Hürden.

Die kleine Zeremonie endete mit einer Überraschung. Der Leichtathletik-Weltverband hat es in den vergangenen Jahren zum Brauch gemacht, das eigene Museum mit Ausstellungsteilen zu bestücken, die zu erinnerungswürdigen Leistungen geführt hatten. Und jetzt also, am Ende der WM in Budapest im letzten August, kam US-Hürdenstar Grant Holloway daher und hinterliess alles, womit er nur zwei Tage zuvor WM-Gold über 110 m Hürden gewonnen hatte. Shirt, Schuhe, Startnummer, US-Flagge der Ehrenrunde – und vor allem ein paar Worte des Stolzes. Teil der Geschichte dieses Sports zu sein, sagte er, sei fantastisch. «Und ganz ehrlich, für mich fühlt es sich an, als würde ich etwas zurückgeben.»

Das waren natürlich ganz helle Töne in den Ohren von World-Athletics-Präsident Sebastian Coe, denn Holloway ist nicht irgendein Weltmeister, sondern einer, der in Budapest bereits zum dritten Mal in seiner Disziplin Gold gewonnen hatte (2019, 22, 23). Aber dieses Triple ist nicht einmal die erstaunlichste Errungenschaft des 26-Jährigen aus Virginia an der Ostküste. Denn am Samstag tritt Holloway an der Hallen-WM in Glasgow über 60 m Hürden als jener Athlet an, der indoor seit zehn Jahren ungeschlagen ist. Zehn Jahre. Das heisst seit den Anfängen seiner Highschoolzeit.

Trotz langer Saison kein Verzicht

Eine Hallen-WM gehört in einem Olympiajahr nicht bei allen Athletinnen und Athleten zum ultimativen Programm. Denn für die einen stehen noch die US-Trials und für die anderen eine EM an – und die Saison endet nicht mit den Spielen in Paris, sondern zieht sich danach bis zum Diamond-League-Finale Mitte September in Brüssel. Deshalb verzichtet unter anderen auch Mujinga Kambundji auf einen Start und die Titelverteidigung. Sie hatte vor zwei Jahren in Belgrad mit ihrem Goldgewinn über 60 m in der viertbesten Zeit je (6,96) eine Sternstunde erlebt.

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Für Holloway aber war ein Verzicht kein Thema, ohnehin gehört er gern zu den Vielbeschäftigten. Erst Ende 2018 hat er sich entschieden, ganz auf die Hürden zu setzen. Mit 2,16 m im Hochsprung und 8,17 m im Weitsprung, vor allem da, gehörte er zu den aufstrebenden Jungen. Die besten Chancen für sich sah er mit seiner Grösse (1,88 m) und seiner Geschmeidigkeit allerdings im Hindernisrennen. Vor drei Jahren schon kam er dem Weltrekord seines Landsmannes Aries Merritt über 110 m in 12,81 bis auf eine Hundertstel nahe. Doch es ist jetzt schon wieder Zeit, im Museum weitere Ausstellungsstücke abzugeben. Denn auf der kurzen Distanz sprintete er vor zwei Wochen in der Höhenlage von Albuquerque (New Mexico) zum Weltrekord in 7,27 Sekunden.

Joseph kommt als Nummer 3 der Welt

Und mit dieser Vorlage und der scheinbaren Übermacht von Holloway ist auch Jason Joseph konfrontiert. Der Schweizer Rekordhalter kommt als derzeitige Nummer 3 der Welt nach Glasgow – und als Hallen-Europameister. Vor dem letztjährigen Triumph hatte Joseph gesagt: «Es kann an jedem Tag alles passieren.» Von dem rückt er auch heute nicht ab, denn der Hürdenfinal über 60 m ist eine Zitterpartie. Seinen lang gehegten Traum von einer Medaille bei der Elite erfüllte er sich damals in brillanter Zeit: In 7,41 war er nur 14 Hundertstel langsamer als Holloway jetzt beim Weltrekord.

Ihre Begegnungen an Weltmeisterschaften haben seit 2019 und Doha Tradition, diese war Josephs erste auf diesem Niveau gewesen. Zuletzt, bei Holloways drittem Titelgewinn, kehrte Joseph in ganz anderer Gemütsverfassung heim als der Amerikaner – er war in diesem Rendez-vous Siebter geworden, lediglich Siebter aus seiner Sicht, in einer für ihn enttäuschenden Zeit.

Wegen Verletzung alternativ trainiert

Dass sich sein Wiederaufbau dann im Herbst verzögerte, erklärt vielleicht, dass er ein wenig länger brauchte, bis er den Rhythmus wiederfand. Und Rhythmus ist fast alles in den Hürdenrennen. Eine Entzündung im Schambein zwang ihn zur Umstellung, «ich habe ziemlich viel alternativ trainiert», sagt er. Das erklärt vielleicht auch, wieso Joseph in dieser Hallensaison nicht den Steigerungslauf hinzulegen vermochte wie im letzten Winter, als er sich peu à peu gesteigert hatte.

Vor zwei Wochen an den nationalen Hallenmeisterschaften in St. Gallen, als er in 7,43 doch bis auf zwei Hundertstel an seine Bestzeit herankam, sagte er: «Ich bin noch nicht auf dem letztjährigen Niveau, ich brauchte jetzt zwei Hürden, bis ich das gute Gefühl hatte. Es war ein wenig erzwungen.»

Möglicherweise überrascht war er damals auch von Simon Ehammer. Bis zuletzt spürte er diesen im Nacken, in 7,55 unterbot der Mehrkämpfer sogar die WM-Limite. Auch wenn Joseph noch nicht zur gewünschten Konstanz gefunden hat – er weiss zumindest: Es kann an jedem Tag alles passieren.