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Onlinehass gegen LeichtathletinnenSobald sie starten, legt auch der Mob los

Im Fokus der Hetze an Leichtathletik-Grossanlässen: Team USA.

Ein Grossanlass ist die ideale Bühne – auch für Hater. Denn sie werden von Weltmeisterschaften oder Olympischen Spielen geradezu angezogen. Das lässt sich zumindest für die Leichtathletik dokumentieren. Seit den Spielen von 2021 in Tokio analysiert der Weltverband jedes Jahr, was sich ihre Besten auf den sozialen Kanälen am Saisonhöhepunkt anhören müssen.

Jüngst ist die dritte Studie erschienen (hier abrufbar), sie konzentriert sich auf die WM von 2023 in Budapest. Es ist ein Report des Hasses, denn was die Autoren gefunden haben, ist verstörend und erschreckend (hier der Text zu Studie 1 und 2: Wie Hater die weltbesten Leichtathletinnen fertigmachen).

Die Kanäle Twitter/X oder Instagram von 1344 Athletinnen und Athleten wurden rund um die WM analysiert, rund 157’000 Tweets und 292’000 Insta-Kommentare mittels Spezialsoftware ausgewertet.

47 Athleten und Athletinnen erhielten 258 missbräuchliche Posts – absolut und relativ so viele wie noch nie in diesen nun drei Studien. 51 Prozent der Inhalte enthielten rassistische oder sexualisierte Botschaften. Erstere waren mehr an Athleten, Zweitere mehr an Athletinnen gerichtet.

Erhält fast die Hälfte der Hassbotschaften: Das erfolgreiche Team USA.

Wie in den Studien zuvor musste das US-Team, traditionell das beste und damit das meistgesehene, die zahlreichsten Hassbotschaften hinnehmen (knapp die Hälfte). Die grösste Veränderung zwischen den Studien betrifft die Adressaten: Waren rund um die Spiele 21 und die WM 22 primär Athletinnen betroffen, erhielten in Budapest etwas mehr Athleten (51 Prozent) Botschaften. 90 Prozent der Nachrichten erreichten die Athleten und Athletinnen via X, allerdings waren sie dafür auf Instagram im Schnitt heftiger.

Wie auf dem Pausenplatz

World Athletics will mit diesen Studien nicht nur Fakten schaffen und ein riesiges Problem benennen, das sich durch den gesamten (Elite-)Sport zieht. Es will seine Athletinnen und Athleten auch schützen.

Denn die Daten zeigen, dass sich Hater wie früher auf dem Pausenplatz verhalten: Wird einer oder eine gemobbt, schliessen sich flugs andere an. In der neusten Studie heisst es darum: «Sowohl in Tokio (Olympia 2021) als auch in Budapest (WM 2023) waren es zwei Athleten, welche die Mehrheit der Kommentare erhielten, weil nach einem ersten Täter weitere folgten.»

Konkret erhielten in Budapest zwei Athleten oder Athletinnen – die Namen sind nicht bekannt – 44 Prozent dieser missbräuchlichen Kommentare. Gegen fast die Hälfte aller Botschaften geht World Athletics vor, indem sie X bzw. Instagram kontaktiert, die Löschung verlangt und sie überprüft. In 14 Prozent der Fälle überlegt sich der Weltverband gar, gerichtlich vorzugehen – dank der verwendeten Software lassen sich viele Absender aus der Anonymität zerren.

Auch darum geht World Athletics gegen Absender vor – es soll als Warnung dienen, das ist die Aussenperspektive. Die Innenperspektive an die Athleten und Athletinnen lautet: Seht, wir bemühen uns.

Im Sommer wird mit den Spielen in Paris schliesslich die grösste Bühne der Leichtathletinnen präsentiert. Darum wird World Athletics – wie zuletzt schon an den beschriebenen Anlässen – mit AI-getriebenem Werkzeug versuchen, (besonders) stossende Botschaften von den Accounts der Athleten und Athletinnen fernzuhalten. Sie sollen solche Nachrichten also gar nicht erst erhalten. So gingen im Mai 2023 schon die Organisatoren des French Open vor. Denn ob Leichtathletin oder Tennisspieler: Hassbotschaften sind sportartenübergreifend.