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Der verrückteste Grand PrixErst nervt die Formel 1 Las Vegas – dann blamiert sie sich innert 8 Minuten

Kleine Ausfahrt im Casino: Der Red Bull auf einem Ausflug.

Es hätte ein spektakulärer Auftakt in ein spektakuläres Rennwochenende werden sollen. Es wurde: eine Blamage. Rund acht Minuten drehten die Formel-1-Autos im ersten Training zum GP von Las Vegas am Donnerstagabend Ortszeit ihre Runden, dann wurde das Vorhaben abgebrochen.

Carlos Sainz war stehen geblieben, gebremst von einem Gullydeckel, der sich gelöst hatte, als der Spanier darüber donnerte. Das Auto wurde stark beschädigt. Dasselbe passierte auch Esteban Ocon im Alpine. Dann wurden sämtliche Dolendeckel auf der Strecke inspiziert – es sind rund 140. Das zweite Training wurde daher nach hinten versetzt. Erst um 2.30 Uhr morgens in Las Vegas konnte wieder gefahren werden. Allerdings unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Einige Fans mussten offenbar gezwungen werden, die Tribünen zu verlassen. Es ist ein gänzlich unglamouröser Start in die Premiere.

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Dabei hatte sich die Formel 1 so viel vorgenommen für dieses Wochenende. Die Glamour-Welt von Monaco, Feuerwerk und Nachtspektakel in Katar, Singapur, Abu Dhabi, Bahrain – oder Jagden durch die engen Gassen Bakus? Irgendwie verblasst das alles im grellen Lichte dessen, was sich nun abspielt rund um die selbst ernannte Königsklasse des Motorsports.

Las Vegas ist die 21. Station im Kalender der rasenden Boliden, Stadt der Glücksspiele, der Luxushotels, der Ausgeburt menschlicher Dekadenz. Anfang der 80er-Jahre war die Formel 1 schon zweimal in der nie ruhenden Metropole im Süden Nevadas – und drehte auf dem Parkplatz des Caesars Palace in ziemlich tristem Rahmen ihre Runden.

2023 ist alles anders, da dröhnen die Motoren im Herzen der pulsierenden Stadt. Nicht zur Freude aller. Fragen und Antworten zum vielleicht verrücktesten Formel-1-Rennen der Geschichte.

Wieso ausgerechnet Las Vegas?

Die Verantwortlichen des US-amerikanischen Mediengiganten Liberty Media denken gross. Seit sie 2017 die Geschicke vom einstigen Formel-1-Besitzer Bernie Ecclestone übernommen haben, heisst es: weiter, höher, schneller. Gerade in ihrer Heimat sehen sie gewaltiges Potenzial. Und seit der Lancierung der Netflix-Serie «Drive to Survive» hat das Interesse in den USA tatsächlich merklich zugenommen. 2022 hatte die Formel 1 dort 40 Prozent mehr Zuschauer als davor.

So also will sich die Rennserie in dem Land richtig festsetzen, in dem Nascar und IndyCar die Grössen sind und sie einst als eher unbeliebter Gast aus Europa kam. Nun aber wurde in dieser Saison schon in Miami und Austin gefahren – und jetzt also auch noch in Las Vegas. Der Effekt, den sich die Entscheidungsträger erhoffen, ist klar: ein möglichst knalliger Auftritt in einer der knalligsten Städte der Welt.

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Das Spektakel lassen sie sich einiges kosten. Der Grand Prix von Las Vegas ist der erste in der Geschichte, der von der Formel 1 selbst organisiert wird. Kostenpunkt: über 400 Millionen Dollar allein in diesem ersten Jahr. Dafür wird der wirtschaftliche Nutzen auf 1,2 Milliarden geschätzt.

Wo führt die Strecke durch?

Parkplatz war vorgestern: Die komplett neue Rennstrecke führt an den weltberühmten Hotels Mirage, Bellagio, Planet Hollywood, Caesars Palace, Wynn und Venetian vorbei. Die längste Gerade der 6,12 Kilometer langen Strecke mit 17 Kurven bildet die Amüsiermeile «Strip», auf der die Autos mit über 340 km/h rasen sollen. Auf der Harmon Avenue und der Koval Lane mitten in Las Vegas wurde eine permanente Boxenstruktur erstellt.

Vorbei an Hotels, dem «Sphere» und über den Strip: Die Strecke von Las Vegas.

Gibt es auch Kritik?

Es ist jetzt nicht so, dass sich die Bewohner von Las Vegas Lärm und Unwägbarkeiten nicht gewohnt wären. Doch die Asphaltierung des «Strip» und anderer Strassen sowie der Aufbau von Tribünen, der etwa den ikonischen Brunnen des Bellagio-Hotels stilllegte, hat dann doch so lange gedauert, dass die Vorfreude auf den Event in der Bevölkerung deutlich schwand. Viele Wege und Brücken waren tagelang versperrt. Hinzu kommt, dass offenbar massenhaft Bäume gefällt wurden für das Rennen, die eigentlich hätten umgesiedelt werden sollen.

Was soll diese Startzeit?

Ein aussergewöhnliches Rennen erfordert eine aussergewöhnliche Startzeit. So zumindest dachten offenbar die Macher der Formel 1. Sonntag? Zu wenig aufregend. Nachmittag? Das kann doch jeder. Aber Samstag, 22 Uhr, das ist so richtig extravagant. Allerdings hielt sich die Freude der US-Fans über diese Entscheidung in engen Grenzen. Der Grund: 22 Uhr ist ja schon spät, doch für Menschen, die in Dallas oder Miami zuschauen wollen, wird der Heim-Grand-Prix zum noch späteren Nachterlebnis, ist es da doch Mitternacht beziehungsweise eins.

Wie teuer sind die Tickets?

Der reisende Formel-1-Fan ist einiges gewohnt, was hohe Ticketpreise angeht. Doch natürlich setzt auch hier Las Vegas andere Massstäbe. Ein Stehplatz für drei Tage kostet 500 Dollar. Ein Sitzplatz fürs Wochenende? 2000 Dollar. Zum Vergleich: In Miami sind es 1000, in Austin 500 und beim günstigsten Rennen in Japan 118 Dollar.

Wem das noch etwas zu wenig speziell ist, der kann sich unter die Gäste mischen, die sich eines der 25’000 Tickets für den Paddock Club gekauft haben. Dort gibt es Boxenbesichtigungen, Hautnah-Erlebnisse mit den Fahrern und unbegrenzt zu essen und zu trinken. Das alles für knapp 20’000 Dollar.

Spektakel schon bei der Eröffnungsfeier: Am Mittwoch waren die Tribünen voll.

Doch selbst das ist nur ein Klacks im Vergleich zu dem Arrangement, das ebenfalls erworben werden konnte: zwölf Tickets fürs Fahrerlager; einige VIP-Extras; fünf Nächte in der Nobu Sky Villa im Caesars Palace direkt über der Strecke mit drei Schlafzimmern und einer Terrasse für 75 Personen. Kosten: 5 Millionen Dollar.

Gute Nachricht für finanziell weniger Privilegierte und Kurzentschlossene – und schlechte Nachricht für die Formel 1: Die Preise sind in den letzten Tagen gesunken, so sind Sitzplätze nun teils für die Hälfte zu haben. Und auch die Hotelpreise sollen merklich gesunken sein. Der Hype um die Formel 1 scheint in den USA also doch Grenzen und die Kritik ihre Wirkung nicht verfehlt zu haben.

Wo liegen die Tücken für die Fahrer?

Sie werden eine komplett neue Rennstrecke antreffen. Doch vor etwas sorgen sich Fahrer und Teamchefs noch mehr: vor den Temperaturen. Für einmal treibt ihnen nicht wie so oft die Hitze die Sorgenfalten und Schweisstropfen auf die Stirn. Sondern die drohende Kälte. Tagsüber ist es mit rund 15 Grad zwar noch angenehm, in der Nacht aber kann das Thermometer bis weit in den einstelligen Bereich sinken. Da das Rennen um 22 Uhr beginnt, dürfte es zur grossen Herausforderung für die Piloten werden, die Reifen auf genug hohe Temperaturen zu bringen.

Wann startet das Rennwochenende?

Schon am Mittwoch herrschte in Las Vegas ziemliches Brimborium um die Formel 1. Da nämlich stieg die Eröffnungsfeier, etwas, was sonst eher zu Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften passt. 30 Seconds to Mars, Keith Urban, Kylie Minogue, Journey und John Legend traten auf – Lichtshow mit 1000 Lampen und 100 Lasern sowie Feuerwerk und Drohnenshow inklusive.

Drohnen, Laser, Superstars: Kylie Minogue tritt bei der Eröffnungsparty auf.

Es war ein Vorgeschmack auf das, was am Samstag folgen soll. Und gar nicht nach dem Gusto von Weltmeister Max Verstappen. An «99 Prozent Show und 1 Prozent Sportveranstaltung» habe er «null Interesse». Bei der Präsentation der Fahrer sei er sich vorgekommen «wie ein Clown».