Der FC Thun vor der LänderspielpauseSpitzenreiter – aber noch längst nicht Spitze
Das 1:1 der Berner Oberländer zu Hause gegen Xamax zeigt: Baustellen gibt es unverändert. Auf und neben dem Feld.
Man muss sich kurz vergewissern. Haben die Spieler, die da den Platz verlassen, wirklich gerade die Tabellenführung übernommen? Das korrespondiert so gar nicht mit dem, was sie in diesem Augenblick ausstrahlen. Und auch nicht mit den 90 Minuten, die sie eben hingelegt haben.
Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt der FC Thun am Samstagabend. Ordentlich agiert er in der ersten Halbzeit gegen Xamax, Daniel Dos Santos trifft nach 5 Minuten den Pfosten, Koro Koné ein wenig später per Elfmeter zur Führung. Die Neuenburger wirken limitiert, gefährlich werden sie nur einmal: als einer der Ihren im Strafraum fällt, kurz nachdem die Berner Oberländer den Penalty zugesprochen erhalten haben.
«Den Start in den zweiten Umgang haben wir verschlafen»
«Zur Pause könnten wir 2:0 vorne liegen. Mindestens», sagt Dominik Albrecht nach der Partie. So gar nicht angetan ist der Sportchef von dem, was nach der Pause geschah: Die Gäste machten auf einmal Druck, die Thuner liessen sich zurückdrängen. «Den Start in den zweiten Umgang haben wir verschlafen», hält Albrecht fest.
1:1 endet das Spiel – wie jenes am Sonntag davor in Vaduz. Und weil Mauro Lustrinellis Mannschaft damit zum zweiten Mal in Folge Zähler liegenlässt, fällt das Zwischenfazit nicht uneingeschränkt positiv aus. Obwohl sie sich am Samstagabend die Leaderposition zurückholt und zu Beginn der Länderspielpause punktgleich mit dem 24 Stunden davor siegreichen FC Sion an der Spitze der Challenge League steht.
Die Dinge entwickelten sich erfreulich, sagt der Sportchef in den Katakomben der Stockhorn-Arena, ohne dabei Euphorie auszustrahlen. Aber ja, die Partie gegen Xamax habe gezeigt, dass die Mannschaft noch nicht ganz so gefestigt sei, wie man aufgrund der Resultate in den letzten Wochen vielleicht denken könnte.
3243 Zuschauer: Das ist enttäuschend
Nicht nur die Direktbeteiligten beurteilen die Lage nüchtern. 3243 Personen besuchen die Begegnung mit dem Team Uli Fortes. Das sind nicht besonders viele. Das Parkhaus ist 40 Minuten vor Spielbeginn gefühlt leer. Begeisterung herrscht offensichtlich noch nicht rund um den FC Thun, der sich nach schwierigen Jahren gefangen hat und über gute Chancen verfügt, nicht nur nach 10, sondern auch nach 36 Runden Teil der Top 2 zu sein.
Eine Euphorie entfachen: Daran werden die Oberländer in den nächsten Wochen und Monaten arbeiten müssen. Mit Auftritten wie jenem gegen Xamax wird ihnen das kaum gelingen. Erst in den letzten 15, 20 Minuten wirkt das Heimteam wieder zwingender; es hat am Ende Chancen, die Partie zu gewinnen, ohne die Neuenburger dauerhaft zu dominieren.
Fast zwei Wochen Pause – dann folgt ein Schlüsselspiel
Kein glückliches Händchen hat für einmal Coach Lustrinelli, eines der Gesichter des Thuner Aufschwungs im Herbst 2023. Den formstarken Roland Ndongo setzt er auf die Bank und erst nach 69 Minuten ein. Kurz bevor das 1:1 fällt, bringt er mit Leonardo Bertone und Miguel Castroman zwei Mittelfeldspieler, unter anderem für Stürmer Ihsan Sacko. Und weil sein Team nach dem Ausgleich dadurch eher zu defensiv eingestellt ist, muss er später erneut korrigierend eingreifen und zwei Angreifer einwechseln.
Den Thunern fehlt an diesem Abend jenes Wettkampfglück, das sie beispielsweise vor zwei Wochen in Sitten hatten, als sie einen 0:2-Rückstand drehten. Immerhin bleiben sie zum sechsten Mal in Folge ungeschlagen.
Ihren nächsten Einsatz bestreiten die Oberländer am 20. Oktober beim gleichfalls ambitionierten FC Wil. Die kurze Pause kommt gelegen. Eine Menge Hausaufgaben hat auch der Klassenbeste.
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