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Diskussionen am Unspunnen-SchwingetEs wird gestritten – und einer legt sich freiwillig auf den Rücken

Nicht die feine Art: Der Innerschweizer Erich Fankhauser wehrt sich nicht mit letzter Kraft gegen Fabian Staudenmann – damit dieser keine Maximalnote erhält.

Eine Stunde lang wurde diskutiert. Oder präziser: gestritten. Im sechsköpfigen Einteilungskampfgericht waren die Gemüter erhitzt – und wie. Bis mit Stefan Strebel der Technische Leiter des Eidgenössischen Schwingerverbands Erklärungen lieferte. Und ungefragt zugab, dass er sein feuerrotes Gesicht den Reibereien verdanke.

Im aufgeladenen und gemäss Strebel hochemotional geführten Diskurs ging es um die Frage, wer neben Samuel Giger den Schlussgang des Unspunnen-Fests in Interlaken bestreiten darf. Selbst die SRF-Experten Matthias Sempach und Jörg Abderhalden waren sich nicht einig, lieferten sich vor laufender Kamera einen Schlagabtausch.

Im Kampfgericht waren die einen pro Adrian Walther, den Berner, die anderen votierten für Pirmin Reichmuth, den Innerschweizer. Beide hatten nach fünf Gängen 48,50 Punkte vorzuweisen, weshalb einige der gefühlt 237 ungeschriebenen Gesetze im Schwingsport herangezogen wurden. So hatte Walther bis dahin keinen Gang verloren und das leicht bessere Notenblatt, was für ihn sprach. Es müsse an diesem Fest aber zwingend einmal die Paarung Giger gegen Reichmuth geben, das Duell zweier Hochkaräter, opponierte die Gegenseite.

«Es wurde laut, sehr laut», sagte Stefan Strebel, «und am Ende war das Verdikt sehr knapp.» Offenbar ging es um eine einzige Stimme, die den Unterschied machte – und für Adrian Walther sprach. Zusätzlich zu den Vertretern der fünf Teilverbände mussten gar die Mitglieder der Technischen Kommission des Eidgenössischen Schwingerverbandes herangezogen werden.

«Es ist ein mentales Problem»

Wie auch immer: Der Entscheid war vertretbar. Vielmehr muss sich das Kampfgericht selber an der Nase nehmen, hatte es doch versäumt, Giger bereits in einem früheren Gang gegen Reichmuth schwingen zu lassen. Dieser gewann seinen sechsten Gang und wurde letztlich Zweiter, noch immer steht der Hochbegabte ohne Triumph an einem der drei grossen Feste da. Weshalb seine Karriere dereinst mit dem Titel «die Unvollendete» zusammengefasst werden könnte.

Bleibt er ohne grossen Sieg? Pirmin Reichmuth verpasst seinen ersten Triumph an einem eidgenössischen Anlass knapp. 

Völlig überraschend hatte Reichmuth den dritten Gang gegen den Romand Benjamin Gapany verloren, es war dieser eine schlechte Gang, der sich bei ihm oft einschleicht. «Es ist ein mentales Problem, eine mentale Schwäche», resümierte er selbstkritisch. Der Grund dafür ist schnell gefunden: die fehlende Wettkampfpraxis. Der Zuger ist zwar bereits 27, hat wegen vier Kreuzbandrissen aber auch schon fünf Saisons verpasst. Mit der Rolle des tragischen Helden an einem Grossanlass hat er derweil Erfahrung: Am Eidgenössischen 2022 in Pratteln verpasste er den Schlussgang wegen eines Fehlentscheids der Unparteiischen.

«Ich war nicht gut genug»

Unmittelbar hinter Reichmuth klassierte sich Fabian Staudenmann, der die Saison mit seinen sieben Festsiegen geprägt hatte. Der Berner wurde im ersten Gang schon nach 20 Sekunden von Giger gebodigt und war entsprechend bedient. «Das darf nicht passieren, ich war nicht gut genug.» Er gewann zwar die folgenden fünf Kämpfe, ihm fehlten jedoch die Maximalnoten. Auch, weil sich etwa der Innerschweizer Erich Fankhauser in einer misslichen Situation absichtlich auf den Rücken legte, um Staudenmann nicht mehr die Chance zu geben, ihn hochzuheben und zu einem Plattwurf anzusetzen.

So resultierte nur eine 9,75 statt der 10 – im Berner Lager war man aufgebracht. Bereits am Innerschweizer Teilverbandsfest Anfang Juli hatten sich zwei Akteure gegen Staudenmann aus dem gleichen Grund absichtlich hingelegt, was so gar nicht zum Schwingsport passen will, der sich mit seinen fairen Werten brüstet. Staudenmann seinerseits mochte auf die Szene nicht näher eingehen, zumal sie nicht entscheidend war. Und er die Energie für anderes braucht: Er absolviert die Passerelle, um künftig Mathematik studieren zu können – schon am Dienstag stehen mündliche Prüfungen an.