Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Schweizer Coup an Hallen-WMSimon Ehammer ist erstmals Weltmeister

Was für ein Wochenende! Unendliche Erleichterung beim neuen Hallen-Weltmeister Simon Ehammer.

Was für ein Krimi zum Abschluss eines zweitägigen Super-Siebenkampfes! Simon Ehammer läuft in der letzten Disziplin über 1000 m in 2:46,03 Minuten eine um drei Sekunden verbesserte Bestzeit – doch sein direkter Widersacher Sander Skotheim (NOR) ist seit 13 Sekunden schon im Ziel. Und dann hocken sie da auf der Bahn, erschöpft, hoffend, wartend – und dann hebt der Schweizer die Arme in die Höhe: Er ist der neue Hallen-Weltmeister mit 6418 Punkten, ­einem Schweizer Rekord und mit elf Punkten Vorsprung auf Skotheim. Ehammer gewinnt damit seine vierte internationale Medaille und die elfte für die Schweiz an Hallen-Weltmeisterschaften.

Eine Medaille an Welttitelkämpfen – das hatte das Multitalent nur fünf Monate nach seiner Schulteroperation realistischerweise nicht erwarten dürfen. Zumal er wegen einer Schulteroperation mit einem achtwöchigen Trainingsrückstand angereist war. Doch Ehammer sieht solche Dinge mit seiner positiven und offensiven Art anders. Und er sah sich in den vergangenen Wochen in seinen Ambitionen auch bestätigt: So freute er sich an den nationalen Meisterschaften enorm über die 7,55 Sekunden im Hürdensprint – doch er wunderte sich nicht über die Bestleistung. «Ich habe schon sehr früh im neuen Jahr gemerkt, dass der Speed und auch die Sprungkraft wieder da sind», sagte er damals.

Mit diesem Speed und dieser Sprungkraft ist er gestern in den zweiten Tag des Siebenkampfs gestartet, ist in 7,62 Sekunden über die Hürden allen davon gesprintet und hat mit 5,20 m im Stabhochsprung den Lead vor der letzten Disziplin wieder übernommen. Als einziger hatte er diese Höhe geschafft – nun bereits zum fünften Mal. Mit dieser Konstanz und seinem Potenzial für 5,30 m lässt sich ruhig weiterarbeiten.

Ärger über den Ausrutscher

Im Normalfall darf man sich für eine Goldmedaille keinen Ausrutscher leisten – zumal in einem so dichten Feld. Das hat Ehammer gewusst. Und trotzdem ist ihm zum grossen Ärger am Samstagabend ein solcher unterlaufen: Im Hochsprung wurde er schon nach 1,95 m zum Zuschauer. Bei einer Bestleistung von 2,08 m war das eine riesige Enttäuschung und vielleicht doch erklärbar. René Wyler, sein Haupttrainer, sagt: «Er ist zwar bereits sehr dampfig unterwegs, aber teilweise fehlt ihm noch die Routine. Da ist viel Power, aber manchmal fehlen noch die ­Feinheiten, das Spielerische, die Souplesse.»

Nur noch höher fliegen ist schöner: Simon Ehammer hat im Stabhochsprung zu grosser Konstanz gefunden.

Gestartet in den Wettkampf war Ehammer am Samstag tatsächlich mit viel Power: Mit 6,73 Sekunden über 60 m lag er nur eine Hundertstel über seinem Bestwert, mit 8,03 m im Weitsprung schaffte er die 8-m-Marke zum zweiten Mal in diesem Jahr und als einziger. Dazu sagte er hernach, für die grossen Weiten brauche es halt ein paar Sprünge mehr. Und die 14,39 m mit der Kugel freuten ihn insofern, als dass er sich langsam, aber stetig steigert.

Dass keiner der grossen Zehnkämpfer der WM im Sommer am Start war, soll Ehammers Erfolg in keiner Weise schmälern. Doch nun geht es eben Richtung Zehnkampf, und Wyler sagt: «Die Nagelprobe folgt erst.» Ehammer hat nach seiner Operation noch nie einen Speer geworfen, auch das Training mit dem Diskus, beides schwächere Disziplinen von ihm, geht erst richtig los. Doch das nächste grosse Rendez-vous im Mehrkampf ist erst im Mai. «Ob ich in Götzis direkt die Olympialimite schaffe, wird ausschlaggebend für die weitere Planung sein», sagt er. Dass er bereits zuvor einmal in der Diamond League im Weitsprung antritt, ist wahrscheinlich. Weil der letztjährige Sieger in dieser Serie natürlich wieder beim Finale dabei sein will.

Für weitere Highlights aus Schweizer Sicht sorgten Annik Kälin im Weitsprung und Angelica Moser mit dem Stab. Kälin wurde am Sonntagabend mit 6,75 m hervorragende Fünfte und kam bis auf einen Zenti­meter an ihren Rekord heran. Moser wiederum steigerte sich am Samstag ein weiteres Mal – auf 4,75 m (ihre Besthöhe) – und war doch enttäuscht. Sie wurde Vierte und verpasste die Bronzemedaille nur, weil sie im Vergleich mit ­Katie Moon (USA, auch 4,75 m) auf 4,55 m ­einen Versuch mehr benötigt hatte.