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Zita Langenstein, ButlerDer «Swiss Style» öffnete ihr die Türen zur Queen

Kennt sich mit der Royal Family bestens aus: Zita Langenstein dient seit Jahren als Butler am englischen Hof.

Queen Elizabeth liebte nicht nur englisches Toastbrot mit Marmelade. Sicher, die Brote mit den für die Insel so typischen weichen Scheiben schätzte sie sehr. Das machte sie unmissverständlich klar, als sie kurz vor ihrem Tod im Juni 2022 ihr 70-Jahr-Thronjubiläum beging.

In einer kurzen, humorigen Filmsequenz trank sie ihren Nachmittagstee mit Paddington Bär. Der kultige Tollpatsch aus der gleichnamigen Kinderbuchreihe ruinierte prompt die Tafel. Als Ersatz bot er der Königin sein im roten Schlapphut verstautes Marmeladensandwich an. Nicht nötig, auch sie sei für Notfälle gerüstet, lächelte sie – und zauberte aus ihrer Handtasche flugs ebenfalls ein Marmeladensandwich hervor.

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Doch Elizabeth mochte es auch rustikal. Niemand weiss das besser als Zita Langenstein. Mit ihrem «Afternoon Tea Swiss Style» konnte die heute 61-jährige Zentralschweizerin die Monarchin auf den Geschmack bringen. Statt Schwarztee tischte sie ihr Kräutertee auf und statt faden Weissbrots kräftiges Körnerbrot. Die Scones bestrich sie mit Greyerzer Doppelrahm, und auf die Patisserieplatte legte sie Zürcher Tirggel, Aargauer Rüeblitorte oder Nidwaldner Birewegge.

«Sie hat es geliebt», sagt Zita Langenstein und strahlt.

Eine der ersten Frauen

Als «Butlerin der Queen», wie sie häufig angekündigt wird, wird Zita Langenstein in den nächsten Wochen und Monaten an mehreren Orten im Emmental und im Oberaargau auftreten. Die Veranstalter preisen die Abende mit ihr nicht ohne Grund mit solchen Worten an. Sie wissen: Royaler Glamour zieht immer.

Doch Zita Langenstein korrigiert sogleich. Allein schon wegen dieses Details: «Ich bin nicht Butlerin, sondern Butler», betont sie. Der Grund liegt im Jahr 2005, als sie als eine der ersten Frauen überhaupt eine renommierte Butlerschule in London besuchte und die Ausbildung nach zwei Monaten mit dem Titel «Zita, the butler» abschloss. So steht es in ihrem Diplom.

Korrektes Tenü, korrektes Verhalten: Zita Langenstein im Butler-Outfit.

«Mich unbesehen als Bedienstete des englischen Königshauses zu bezeichnen, ist auch sonst viel zu hoch gegriffen», relativiert sie gleich weiter. Und erinnert daran, dass sie, die gelernte Hotelfachassistentin, hauptberuflich die Weiterbildung im Branchenverband Gastro Suisse leitet. Am Hof hilft sie nur nebenbei aus. «Butler zu sein, ist und bleibt ein Hobby.»

Die Erfahrungen, die sie dabei sammelt, sind für sie trotzdem wichtig. Wieder erzählt sie von der Queen, etwa davon, dass Elizabeth Wert darauf legte, dass sich ihre Gäste im Palast wohlfühlten, oder davon, dass Elizabeth ihre Angestellten regelmässig zu den Arbeitsabläufen befragte. Auf solche Dinge acht zu geben, empfehle sich auch «im ganz gewöhnlichen Alltag von uns allen» – unvermittelt ist Zita Langenstein bei den Botschaften angekommen, die sie ihrem Publikum weitergeben will.

Lohn für die beste Arbeit

Zurück zum «Afternoon Tea Swiss Style». Zita Langenstein erzählt noch heute von der ersten Begegnung mit der Queen, als ob sie gestern gewesen wäre. Nächtelang habe sie in diesen ersten Frühsommertagen des Jahres 2006 vor lauter Aufregung kein Auge zugetan, erzählt sie. Ein persönlicher Besuch bei der Monarchin – einfach unvorstellbar.

Das Treffen war redlich verdient. Intensiv hatte sich Zita Langenstein zuvor an der Butlerschule mit dem Afternoon Tea auseinandergesetzt, das Thema für ihre Abschlussarbeit war ihr so zugelost worden. Die Aufgabe sei nicht einfach gewesen, erinnert sie sich. «Zu viele haben schon über dieses Thema geschrieben.»

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Doch sie machte die Not zur Tugend und entwickelte gemeinsam mit ihrem Mann die Idee, das nachmittägliche Ritual mit Schweizer Zutaten aufzupeppen. Die Schule fand Gefallen an diesem «Swiss Style» und zeichnete die Arbeit mit dem ersten Preis aus, mit dem Besuch der Queen eben.

Die Monarchin feierte damals gerade den 80. Geburtstag und richtete im Rahmen dieser Festivitäten auch einen Afternoon Tea für die Mitarbeiterinnen ihrer vielen Stiftungen aus. Zita Langenstein fiel dabei die Ehre zu, der Queen eigenhändig den Tee einzuschenken. Später durfte sie der illustren Runde die Schweizer Spezialitäten in drei kurzen Referaten näherbringen. «Ich hatte wahnsinnig Lampenfieber, mein Hals war trocken, ich wäre am liebsten im Boden versunken.»

Beerdigung und Krönung

Doch der Queen gefiels. Sie kam auf Zita Langenstein zu, plauderte vielleicht zehn, fünfzehn Minuten lang und gab ihr zu verstehen, sie wünsche sich künftig jedes Jahr zum Geburtstag einen Afternoon Tea dieser Art. «Ich dachte zuerst, der Satz sei nicht viel mehr als klassisches englisches Understatement ohne konkrete Folgen.» Sie sollte sich irren. «Schon in der Woche darauf meldete sich der Hof und wollte den Termin fürs kommende Jahr fixieren.»

Es sollte nicht dabei bleiben. Fortan wurde Zita Langenstein regelmässig gebucht, wenn die königliche Familie im grösseren Stil Gäste bewirtete. Mit der Zeit kam sie im Schnitt auf etwa einen Einsatz pro Monat.

Camilla und Charles, die Queen oder Kate und William (von links)  – Zita Langenstein hatte mit allen zu tun.

«Am Hof läuft alles viel entspannter, als man gemeinhin annimmt.» Ein grosses Essen am Königshaus unterscheide sich kaum von einem landläufigen Bankett. «Hier wie dort müssen viele Leute aufs Mal verköstigt werden, und hier wie dort braucht es dafür Aushilfen, die nach bestimmten Abläufen ihre Arbeit tun.» Die Royals selber erlebt sie als sehr wertschätzend. Aber klar, die Regeln gelte es einzuhalten. «Man schaut ihnen beim Eintreten nicht direkt ins Gesicht, und man spricht sie nicht an, sondern wird angesprochen.»

Ob Elizabeth, Charles und Camilla, William und Kate oder Harry und Meghan – Zita Langenstein hat sie alle bedient. Speziell waren, natürlich, die Beerdigung der Queen im Herbst 2022 und ein halbes Jahr später die Krönung von Sohn Charles zum neuen König. Unvergessen bleibt weiter die Hochzeit von Harry und Meghan. «Wir waren damals alle glücklich, nachdem er doch unter dem frühen Tod seiner Mutter Diana so gelitten hatte.»

Ein Vorbild für die Frauen

Eine Frage noch: Wie kann man als Frau aus der urdemokratischen Schweiz mit derart viel Hingabe dem Adel dienen? Jetzt blickt Zita Langenstein zurück in ihre Jugend auf einem Bauernhof im Kanton Nidwalden und sagt: «Schon meine Mutter war eine Royalistin. Sie hat alles über die Königshäuser gewusst.»

Dieses Wissen schöpfte sie aus den royalen Bildbänden, mit denen also auch Zita Langenstein aufwuchs. Die Kleine liess sich von der Begeisterung anstecken und entdeckte gleichzeitig, dass es ihr gefiel, Gäste zu bedienen. Wobei, was heisst schon dienen: «Butler zu sein, hat nichts mit Unterwürfigkeit zu tun», sagt sie bestimmt. Letztlich diene im Beruf jeder und jede in irgendeiner Art. Ihr sei wichtig, ihre Leistung in hoher Qualität zu erbringen.

Ein Vorbild in Zeiten, in denen die Frauen nicht viel zu sagen hatten: Elizabeth mit ihrem Mann Philip in jungen Jahren.

Die Faszination, die die Queen auf ihre Mutter ausübte, erklärt sich Zita Langenstein mit der damaligen Zeit. Noch in den 1960er-Jahren blieben die Frauen hierzulande oft zu Hause, politisch hatten sie ebenfalls noch kaum etwas zu sagen. Gleichzeitig sahen sie, wie in England eine junge, selbstbewusste Frau den Thron bestieg, begleitet übrigens von einem Ehemann, den sie liebte und der ihretwegen zurücksteckte. «Elizabeth war für viele ein grosses Vorbild.»

Eigentlich hatte Zita Langenstein angenommen, dass mit dem Tod von Queen Elizabeth auch ihre Zeit am Hof zu Ende sein würde. Doch wieder sollte sie irren. Auch unter King Charles wird sie gebucht. Das nächste Mal für ein paar Tage im April.

Auftritte von Zita Langenstein im Emmental und im Oberaargau: 11. März in der Stadtbibliothek Burgdorf (20 Uhr), 11. August in der Kirche Madiswil (18.30 Uhr).

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