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BerndeutschDas sind die schlimmsten Stolperfallen

Schweizerdeutsch- und Berndeutsch-Lehrmittel. Das eine unterscheidet sich oft deutlich vom anderen.

In manchen Berner Restaurants werden die Gäste mit «Sie» statt «Dir» angesprochen, damit sich niemand aus Versehen geduzt fühlt. Der Bericht dieser Zeitung darüber hat bei vielen Empörung ausgelöst – aus unterschiedlichen Gründen. Die einen fanden, dass sich Sprache nun mal wandle und man sich anpassen müsse, andere ärgerten sich über die Verhunzung ihres Dialekts.

Sicher ist: Wer nicht in Bern geboren wurde, erlebt oft Missverständnisse und Verständigungsschwierigkeiten mit der hiesigen Bevölkerung. Das sind die typischen Fallen:

Verwirrende Begriffe wie etwa «Chueche»

Woran denken Sie, wenn Sie das Wort «Kuchen» hören? Wahrscheinlich an Schoggikuchen, Marmorgugelhopf oder den Betty-Bossi-Klassiker, den Mississippi-Cake. Aber damit liegen Sie in Bern nicht unbedingt richtig.

Hier ist ein «Chueche» auch das, was man in anderen Deutschschweizer Regionen als Fladen oder Wähe bezeichnen würde. Wer also in einer Bäckerei einen «Öpfuchueche» bestellt, sollte nicht überrascht sein, wenn er oder sie am Ende eine Apfelwähe mit Guss in der Hand hält.

Es gibt zahlreiche Beispiele für ähnlich verwirrende Begriffe. Dazu gehört auch «glatt». Im Berndeutschen kann man das Wort sowohl für «lustig» verwenden als auch für «rutschig». Erzählen Sie mal etwa Appenzellern, dass die Strasse «glatt» war. Diese werden sich sehr über eine Strasse mit Humor wundern.

Kindervokabular wie rätsche, lättele, chüschele

Das ultimative Berndeutsch-Stahlbad durchwaten die meisten Zugezogenen spätestens dann, wenn ihre Kinder in den Kindergarten kommen. Was ein «Lüchzgi» ist, lässt sich meistens aus dem Zusammenhang erahnen. Es handelt sich um die Leuchtstreifen, die jüngere Kinder auf dem Schulweg tragen. Zürcherinnen und Zürcher nennen das deutlich prosaischer: «Chindsgi-Streife».

Schwieriger wird es, wenn das Mädchen erzählt, es habe «lättele» dürfen. Dass sie mit Lehm oder Knetmasse basteln durfte, liegt nicht gerade auf der Hand. «Chüschele» («flüstern») deutet zumindest lautmalerisch an, was damit gemeint ist.

Kommen wir noch zum grössten Mysterium: «rätsche». Das Wort für «petzen» erinnert an eine Ratsche, mit der man zum Beispiel an der Fasnacht viel Lärm machen kann. Aber wie kommt man von da auf den «Rätschbäse»? Mit einem Besen hat das Verraten anderer ja nun wirklich nichts zu tun. Gut, das weiter östlich übliche «Täderlilätsch» erschliesst sich einem auch nicht gerade sofort.

Eine Lawine an Vokalen

Versuchen Sie mal als Nicht-Bernerin oder -Berner, die Wörter «äuä», «E hiube Hinech» oder «Schueu» korrekt auszusprechen. Keine Chance. Das sind eindeutig zu viele Vokale auf zu engem Raum. Auch beim ersten Hören ist Überforderung kaum zu vermeiden.

Vertauschte Verben

«Ig bi blybe hocke», erzählt ein Arbeitskollege. Was ist er? Kurz die Verben in die für Ostschweizer Ohren übliche Reihenfolge setzen, dann ist alles klar: Er ist sitzen geblieben.

Während die Bernerinnen und Berner sich in diesem Fall an der französischen Grammatik orientieren (Beispiel: Je suis allé nager), machen es die meisten Deutschschweizerinnen und Deutschschweizer wie die Deutschen: Zuerst kommt das Verb im Infinitiv, dann das Partizip. Der gleiche Satz würde also weiter östlich lauten: «Ich bin sitze blibe.»

Ungewohnte Possessivkonstruktionen

Eine Freundin erzählt, was ihre Schwägerin wieder angestellt hat. «Mym Brüetsch sy Frau», sagt sie. Wer? In Bern Ost würde man sich mit einer dem Hochdeutschen ähnlichen Dativkonstruktion behelfen: «D Frau vo mim Brüeder». Das verlangt weniger Gehirnakrobatik, ist aber zugegebenermassen nicht so charmant.

Was also tun, um als Zugezogene oder Bern-Besuchende möglichst viele Missverständnisse zu vermeiden? Viel zuhören, freundlich nachfragen, im Zweifelsfall erklären, was man genau meint. Mit der Zeit gehen die Begriffe und die ungewohnte Grammatik in Fleisch und Blut über. Schneller als man denkt, hört man sich sagen: «Das heisst hie ‹Anke›, nid ‹Butter›.»

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