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Proteste im Kanton BernLärm machen an diesen Bauerndemos nur die Traktoren

Allein in Schüpbach fuhren weit über 200 Traktoren ein, um ein Zeichen zu setzen gegen zu viel Bürokratie.

Freitagabend in Schüpbach. Wieder fahren Traktoren ein. Rund 100 Berner Landwirte nahmen schon vor einer Woche an Bauernprotesten teil, nachdem die schweizweite Gruppe «Bauern für euch» zu einem Brückentag aufgerufen hatte.

Mit einer solchen Resonanz habe man nicht gerechnet, hiess es vonseiten der Organisatoren. Doch diese Woche doppeln die Berner Bauern nach – und wie: Während letzte Woche in Schüpbach 19 Traktoren gezählt wurden, sind es diesmal weit über 200. Und hatte beim Brückentag ein gutes Dutzend Zuschauende das Spektakel verfolgt, gibt es nun auf dem Platz um die Markthalle im Hübelischachen einen gewaltigen Volksauflauf.

Die Kolonne der einfahrenden Traktoren reisst lange nicht ab.

Traktor um Traktor fährt auf den Vorplatz, sauber in Reih und Glied aufgereiht werden sie parkiert. Man merkt, dass die Initianten dieses «Weckrufs» der Gruppe Bauern Bern Wert legen auf eine saubere Organisation. Eine «ruhige Mahnwache ohne jegliche Behinderung» sollte es werden, so stand es im Aufruf, dem Landwirtinnen und Landwirte aus dem ganzen Emmental in grosser Zahl folgen.

Damit es nicht überkocht

Sie wollten keine Bauerndemo wie im Ausland, wo der Verkehr blockiert oder gar Verwaltungsgebäude mit Jauche bespritzt wurden. Aber es war die Angst, dass da auch in der Schweiz etwas aufkochen könnte, die Urs Haslebacher aus Thurnen und Felix Neuenschwander aus Signau aktiv werden liess.

Innerhalb von zwei Wochen organisierten sie einen Anlass, der den Berner Bauern die Möglichkeit geben sollte, ihren Forderungen an die Politik und die Verwaltung Ausdruck zu verleihen, ohne gleichzeitig die Bevölkerung gegen sich aufzubringen.

Die versammelte Menschenmenge vor der Schüpbacher Markthalle skandiert denn auch keine gehässigen Parolen. Vielmehr hat der Anlass den Charakter einer friedlichen Zusammenkunft, an der sich Nachbarn und Bekannte bei Züpfe und Mineralwasser unterhalten und sich über den eindrücklichen Aufmarsch freuen.

Gemeinsam gegen das Dunkel

«Dass so viele gekommen sind, zeigt, dass wir den Bauern mit unserer Aktion aus dem Herzen sprechen», sagt Felix Neuenschwander. Dass sie sich von der Politik und der Verwaltung mehr Planungssicherheit wünschen, unter der Bürokratie leiden, faire Preise und ganz allgemein mehr Wertschätzung für ihre Arbeit und ihre Produkte erwarten.

Mit den Demos will die bäuerliche Basis dem Bauernverband den Rücken stärken.

«Landwirte sind Einzelkämpfer», sagt Neuenschwander. An diesem Abend hätten sie nun die Möglichkeit, sich mit Berufskollegen auszutauschen und zu erfahren, dass sie mit ihren Problemen nicht allein seien. «Daraus entsteht der Kitt, den wir brauchen, damit wir gemeinsam etwas zustande bringen.»

Ziel des Weckrufs sei es, die Forderungen, die der Schweizer Bauernverband an den Bundesrat adressiert habe, zu unterstreichen und dem Verband damit den Rücken zu stärken, erklärt Neuenschwander. Diesen Zusammenhalt demonstrierten die Landwirte, indem sie die Drehlichter und Arbeitsscheinwerfer ihrer Traktoren während etwa 15 Minuten anzündeten und so die Nacht erhellten.

Die Gruppe Bauern Bern hat laut Felix Neuenschwander keine weiteren Aktivitäten geplant. «Aber wir werden am Thema dranbleiben», versichert er. Wenn am Samstagabend im Kanton Bern an verschiedenen Orten Mahnfeuer angezündet werden, gehen diese zurück auf die Initiative der schweizweit aktiven Révolte Agricole Suisse.

Die Rechnung ist aufgegangen

Während bisher vor allem schweizweite Gruppen zu Protesten aufgerufen haben, wurde die Mahnwache unter dem Motto «Weckruf Bauern Bern» nun von Landwirten aus dem Kanton Bern organisiert. «Wir wollen uns damit auch von bisherigen verbalen Angriffen auf den Bauernverband distanzieren und uns eigenständig positionieren», sagt Mitorganisator Urs Haslebacher. 

Für den Berner Landwirt aus Lohnstorf stand am Freitagnachmittag fest: Das Bedürfnis der Bauern, sichtbar zu werden, ist auch im Kanton Bern da. Je nach Standort rechnete Haslebacher mit 200 bis 400 Teilnehmenden. 

Seine Rechnung ist aufgegangen. Insgesamt sind an den fünf Standorten 1100 Traktoren aufgefahren, die Personenzahl schätzt Urs Haslebacher auf das Doppelte. Trotz dieser Wucht sei es zu keinen Verkehrsbehinderungen gekommen,  wie auch die Kantonspolizei am Freitagabend bestätigt.

Überraschungen im Berner Oberland

Zufrieden ist auch Christian Wenger: Aus seiner Whatsapp-Gruppe mit rund 1000 Nummern nahmen am Ende 200 Landwirte mit 70 Traktoren an der Mahnwache bei der Schiessanlage Guntelsey in Thun teil. Bisher liessen sich die Milchbäuerinnen und -bauern aus dem Berner Oberland aber schwerer für die Proteste mobilisieren.

Zwar würden die aktuellen Marktbedingungen die Milchproduktion weniger stark gefährden als die Agrarwirtschaft, sagt der Landwirt aus Thierachern. Nichtsdestotrotz fehle es aber auch hier an Planungssicherheit: «Wer mehrere Millionen Franken in den Neubau eines Stalls investiert, muss sich durchaus fragen, ob sich das zukünftig noch lohnt», so Wenger. 

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