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Er mag die Jungen besserDjokovic ist froh, sind Federer und Nadal weg

Wer ist der Beste? Novak Djokovic würde es gern vom australischen Publikum hören.

Vor einigen Tagen besuchte Roger Federer Rafael Nadal auf Mallorca in dessen Akademie. Auf Instagram veröffentlichte er ein Selfie, wie sie mit ihren Managern Carlos Costa und Tony Godsick posieren. Und da Unternehmer Federer ja seine Botschaften subtil einzuführen pflegt, etwa zuerst mit einer neuen Sonnenbrille auftaucht, bevor er die Partnerschaft mit einer Sonnenbrillenfirma bekannt gibt, nährte dieses Bild natürlich Spekulationen.

Dass Godsick während des Australian Open, wo seine Agentur Team 8 mit Coco Gauff eine der populärsten Spielerinnen im Einsatz hat, in Mallorca ist, kann kein Zufall sein. Was haben Nadal und Federer vor? Steigt der Schweizer bei den Akademien des Spaniers ein? Da ist Nadal ja auf Expansionskurs, betreibt er doch inzwischen auch Tenniscenter in Mexiko, Griechenland und Hongkong, und das nächste in Málaga ist aufgegleist.

Was haben sie wohl vor? Rafael Nadal und Roger Federer mit ihren Managern auf Mallorca.

Eine Nadal-Federer-Akademie hätte jedenfalls eine noch grössere Strahlkraft. Oder vielleicht wollen sie auch gemeinsam bei ATP-Turnieren einsteigen. Dass die beiden, die das Tennis so lange prägten und sich je länger, desto mehr schätzen lernten, für Projekte zusammenspannen, ergibt sicher Sinn.

Derweil geniesst es Novak Djokovic, dass er auf der Tour nicht mehr im Schatten seiner Rivalen steht. In Melbourne bestreitet er das vierte Grand-Slam-Turnier in Folge ohne Federer und Nadal. Das von vielen sehnlichst erwartete Comeback des Spaniers am Australian Open fiel aus, weil sich dieser in seiner dritten Partie nach seiner Rückkehr wieder verletzte. Nun hat er angekündigt, es ab dem 19. Februar in Doha wieder zu probieren. Doch das Karriereende des 37-Jährigen ist absehbar.

«Lass dich impfen, Kumpel!»

Djokovic kündigte derweil an, noch lange zu spielen. Er werde auch dann weiterspielen, wenn er nicht mehr ganz vorne und nicht mehr der Favorit auf die Grand-Slam-Titel sei. In Australien, wo er 2022 noch wie ein Schwerverbrecher ausgewiesen wurde, sind ihm die Zuschauer in diesem Jahr wohlgesinnt. Abgesehen vom Zwischenruf eines Fans, der vor dem Matchball gegen Tomas Martin Etcheverry schrie: «Lass dich impfen, Kumpel!» Djokovic war nicht amüsiert.

Auf dem Platz kämpft sich Djokovic in gewohnter Weise durch. Wie gegen Dino Prizmic (1. Runde) und Alexei Popyrin (2. Runde) gab er auch gegen Taylor Fritz den zweiten Satz ab, letztlich zog er dann aber doch relativ souverän in den Halbfinal ein. Zum elften Mal in Australien. Die ersten zehn Mal hat er das Turnier gewonnen. Weiter geht es für ihn gegen den aufstrebenden Südtiroler Jannik Sinner (ATP 4).

Djokovic scheint sich in Australien trotz der Impfkontroverse von 2022 so wohl zu fühlen wie sonst nirgendwo. Im Tiebreak des ersten Satzes gegen Fritz warf er Nick Kyrgios in der Kommentatorenbox nach einem gelungenen Punkt Kusshändchen zu. Konnten sich die beiden anfangs nicht leiden, stellen sie ihre Bromance, ihre Männerfreundschaft, nun bei jeder Gelegenheit zur Schau.

Wie Kyrgios Djokovic lieben lernte

Als sich Kyrgios anschickte, Djokovic nach dem Spiel auf dem Court zu interviewen, sagte dieser: «Du siehst gut aus in der Kommentatorenbox, aber noch besser hier auf dem Platz. Hoffentlich sehen wir dich bald wieder mit dem Racket.» Und dann sagte er zum Publikum: «Wir vermissen Nick. Kommt, gebt ihm etwas Liebe!» Seine Aufforderung verfehlte ihre Wirkung nicht. 

Sie zelebrieren ihre Männerfreundschaft: Nick Kyrgios (vorne) und Novak Djokovic beim Platzinterview.

Vor dem Turnier verfasste Kyrgios eine Liebeserklärung an den Serben in Melbournes Tageszeitung «The Age» mit dem Titel «Wie ich Novak Djokovic, den Grössten aller Zeiten, lieben lernte». Darin schreibt er: «Wenn mich jemand fragte, wen ich wählen würde, um einen Satz um mein Leben zu spielen, wäre für mich klar: Novak. Wir müssen uns nicht mehr darüber unterhalten, wer der Grösste ist. Aber wenn Sie mich fragen, wer der eleganteste und begabteste Spieler ist, dann werden die meisten Roger Federer nennen.»

Inzwischen könne er sich mit Djokovic aber mehr identifizieren als mit Federer, dem vieles zugefallen sei, schrieb Kyrgios. Auch er habe den Serben anfangs nicht gemocht, sich über sein Verhalten auf dem Court genervt. «Ich war jung und unreif und habe seine Persönlichkeit nicht wirklich verstanden. Aber mit der Zeit lernte ich ihn besser kennen, und mir wurde klar, dass es Gemeinsamkeiten zwischen uns gibt. Etwa, dass uns das Publikum entweder liebt oder hasst.»

Dass sich Kyrgios für Djokovic starkmachte, als dieser 2022 zu Australiens Staatsfeind Nummer 1 erhoben wurde, hat ihm der 36-Jährige nie vergessen. 

Djokovic geniesst den Respekt und die Bewunderung der jüngeren Generation. Und er vermisst Federer und Nadal überhaupt nicht, wie er in Melbourne gegenüber den serbischen Journalisten sagte. Er bereue es nicht, seine Karriere nicht an der Seite von Federer beendet zu haben. Und es sei für ihn auch kein Gedanke, zusammen mit Nadal abzutreten. Im Gegenteil: «Mein Verhältnis zu den Jungen ist viel besser als zu Federer und Nadal. Viel netter.»

Federer habe sein selbstbewusstes Auftreten gar nicht gepasst, als er hochgekommen sei, hatte Djokovic schon einige Tage zuvor gesagt. Mit den Jungen wie Alcaraz, Medwedew und Sinner fühle er sich jetzt viel wohler. «Wir sind offener untereinander, die Jungen sind kommunikativer. Wir verstehen uns einfach besser.»