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Kurioser Fund30 Jahre in der Sporttasche – was von einem Energieriegel übrig bleibt

Im Frühjahr 1993 in der Sporttasche verstaut, im Herbst 2023 wieder gefunden: Die vier Energieriegel.

Kennen wir die Situation nicht alle? Die Überraschung? Das Staunen? Und Kopfschütteln? Wenn in der untersten Schublade zuhinterst noch die Trainerhose von damals auftaucht, die heute nicht mehr ganz «State of the Art» ist. Im Kasten unter allen anderen Sportshirts bisher unentdeckt noch dasjenige aus der Juniorenzeit liegt. Oder wenn wir im Keller in einer verstaubten Kiste die über die Jahre angerosteten Schlittschuhe finden.

So ist es auch This Schilt ergangen: Er war überrascht, hat gestaunt und viel gelacht. Als einstiger Schweizer Meister im Modernen Fünfkampf war er im vergangenen Oktober zum 90. Geburtstag seines ehemaligen Fechtlehrers eingeladen – im Saal des Fechtclubs Bern. Also die alten Sachen hervorholen. Schilt sagt: «Ich freute mich enorm und machte mir damit gleich selber ein Geburtstagsgeschenk – noch einmal fechten.»

Dreimal zügeln überstanden

Schilt ist 66 Jahre alt und heute Bike-Abenteurer. Seine Karriere als Fünfkämpfer beendete er 1988, als er nicht für die Olympischen Sommerspiele in Seoul selektioniert worden war. Im Frust landete die Sporttasche also auf einem Kasten, «wir haben danach dreimal gezügelt, sie kam immer mit», sagt er. Ein-, zweimal sei er Anfang der 1990er-Jahre noch ausgerückt damit, mehr nicht. 

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Als er sie nun im Oktober aus dem Reduit hervorholte, um das «Gwändli» zu waschen und den Degen zu prüfen, öffnete er auch eines der Aussenfächer. Und fasste es kaum: Noch immer waren da vier Energieriegel drin verstaut. Von damals. Quasi Exemplare aus der Vorzeit der modernen Sporternährung. Es stank nichts, es roch nichts, «sie waren noch immer gut verpackt, nicht hart, sie fühlten sich ganz normal an», sagt Schilt und schmunzelt. «Hätte man sie in einen Laden gebracht, wären sie sicher problemlos verkauft worden.»

Mit den Ablaufdaten 28. März 1993, 15. Mai 1993 und November 1993. 

Schilt hat nicht einfach weggeworfen, was sich da über 30 Jahre offenbar sehr gut gehalten hat. Vielmehr war seine Neugierde geweckt und Toni Bichsel, sein langjähriger Freund aus Fünfkampfzeiten, der richtige Mann für den kuriosen Fund. Bichsel ist Inhaber der Kentaur AG in Lützelflüh, die seit 1846 aus Getreide Frühstücksflocken (und vieles mehr) herstellt. Und in den 1980er-Jahren auch eine Sport-Linie ins Sortiment aufnahm.

Die Analyse: Optisch unverändert, nicht hart, aber im Gegensatz zu den anderen riecht dieser Riegel «deutlich ranzig».

Schilt interessierte: Wie sehr entsprechen die Riegel drei Jahrzehnte später noch dem Ausgangsprodukt? Was ist mit den Proteinen? Mit dem Fett? 

Die Resultate der Analyse sind verblüffend. Andreas Hebeisen, Betriebsleiter der Kentaur, sagt: «Wir waren absolut positiv überrascht, als wir sie auspackten. Niemand von uns hätte erwartet, dass sie noch so gut aussehen.» Zu den vier untersuchten Exemplaren muss man sagen, dass zwei von Kentaur und zwei vom Coop stammten. Die Analytiker stellten bei der Konsistenz und der Textur durchs Band fest: alle trocken. Beim Geruch allerdings waren dann doch Unterschiede feststellbar: Neben «arteigen», «deutlich malzig» und «leicht röstig» war bei den einen doch ein «Fremdgeruch» erkennbar, sie rochen sogar «deutlich ranzig».

Gäben sie heute Bauchweh?

Folgt die unvermeidliche Frage: Gäbe es Bauchweh, würde man heute einen dieser Riegel verzehren? Hebeisen lacht und sagt: «Nein, das glaube ich nicht.»

Sie haben sich nicht nur optisch gehalten, auch die Nährwerte sind erstaunlich: Nur ein Riegel verzeichnete von den ausgewiesenen 13,7 Gramm Fett pro 100 Gramm einen Verlust von 24 Prozent. Ein zweiter büsste von den 9 Gramm Proteinen 25 Prozent ein – nach dieser Zeitspanne schon fast marginal.

Wie kann das sein? Hebeisen findet leicht Erklärungen: «Sie waren nie Schädlingen und der Sonne ausgesetzt, also optimal gelagert. Und anstatt von Schokolade umgeben, wie es damals die meisten Riegel waren, sind sie rundherum mit Glukose abgeschlossen. Das ist wie in Honig getunkt.» Und was ist mit Konservierungsmitteln? «Sie enthalten keine. Dafür viel Zucker. Wie Konfitüre, die ja auch sehr lange haltbar ist.» 

Schilt ist verblüfft – noch einmal 30 Jahre will er aber den «Power-Snack», wie die Riegel mittlerweile auch heissen, nicht aufbewahren. Und dass heutige Produkte ähnliche Resultate hervorbrächten, bezweifelt Hebeisen. «Die waren damals von sehr guter Qualität.»

In einer ersten Version hiess es, zwei der Riegel stammten aus der Migros. Das war falsch. Sie stammten vom Coop.